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Hölscher, Uvo
Das Grabdenkmal des Königs Chephren — Leipzig, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.26793#0109
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76

Das Grabdenkmal des Königs Chephren.

Abb. 67. Löcher in einem Granitquader, wo die Ver-
| 5 satzzangen angriffen.

dort deutlich zu sehen (Blatt XVII). Nur auf der
Rückseite, wo das Traufpflaster ehemals gelegen
hat, sind sie nicht erhalten.

Natürlich hat man nicht pedantisch überall
und in jedem Falle Zangen angewendet. Oft kam
man z. B. mit einfachen Strickschleifen1, die um
Bossen herumgelegt wurden, aus. Die Hauptsache
ist und bleibt aber, daß man schon in der
IV. Dynastie ein ausgebildetes System von
Hebezeugen hatte. Man wird also aufhören
müssen, sich den Baubetrieb der alten Ägypter
gar zu primitiv vorzustellen.

4. Holzgerüste. Löcher ganz anderer Art, als die besprochenen Versatzlöcher,
findet man im Unterpflaster des Hofes (Blatt XVIII), kreisförmige Löcher von etwa 2 5 cm

Durchmesser und durchschnittlich
2 5 cm Tiefe. Sie bilden ganz
gleiche Gruppen von je 12 bez.
15 Stück, die sich je zwischen
2 Statuenlöchern finden (Abb. 68).
Sie waren ebenfalls ehemals mit
Gipsmörtel und Steinen aus-
geflickt.

Aus ihrer Anordnung geht
hervor, daß dies die Standlöcher
für starke Gerüstbäume waren, die ein festes, wahrscheinlich abgebundenes System zu-
sammen bildeten. Dies Gerüst

Abb. 68. Löcher im Unterpflaster, in denen Gerüstbäume eingesetzt waren.

hat zum Emporziehen2 der Sta-
tuen gedient.

Den technischen Vor-
gang des Aufrichtens und Auf-
kippens der Statuen müssen
wir uns ebenso vorstellen, wie
bei den Pfeilern. Im Weiteren
soll es Abb. 70 veranschau-
lichen3.

Es ist hier das erstemal,
daß sich in Ägypten die Spuren hölzerner Baugerüste am Bau selber nachweisen lassen4.
Ich glaube nicht, daß man Palmholz, welches wegen seiner Langfaserigkeit für Bauzwecke

Abb. 69. Gruppierung der Gerüstbäume im Statuenhof schematisch gezeichnet.

1) S. Borchardt, Ne-user-re S. 151.

2) Daß man Obelisken mit Tauen emporzog, zeigt ein Relief in Edfu, L. D. IV 48a.

3) Die Rolle ist meines Wissens im alten Reich noch nicht nachgewiesen. Doch zweifle ich nicht daran, daß sie
bekannt war.

4) Leichte Rüstungen aus Holz sind im Grabe des Rechmire' in Theben abgebildet (Newberry, Life of Rekh-ma-ra
Taf. XX). Dort stehen Handwerker darauf, um eine große Statue zu bearbeiten.
 
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