Säulen- und Pfeilermoschee
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und Schwert durch die Lande trugen, in den Pfeilerhallen versam-
melt, wie nach einem Exerzierreglement in ausgerichteten Reihen
hinter- und nebeneinander streng geordnet. Dieser Eigenheit kult-
licher Verrichtungen betender Soldaten hatte die Säulen- oder
Pfeilermoschee das entsprechende Gehäuse geboten.
Künstlerisch lebten uralte Traditionen morgenländischen Bauens
in der verschwenderischen Anwendung von Säulen und Pfeilern
weiter. Gerade die Vervielfachung des stützenden Werkes ist etwas
spezifisch Morgenländisches. Die Linie der Entwicklung ist zu ver-
folgen von den Pharaonentempeln Ägyptens über die Säulenpaläste
(Apadanas) persischer Großkönige aus Achämenidengeschlecht bis
zu einem bestimmten Typus des späteren Wohnhauses im vorderen
Orient, wo um einen Binnenhof ein- oder mehrschiffige Hallen
(Pfeiler) angelegt sind, ein Haustyp, der aller Wahrscheinlichkeit
nach auch der Säulen- und Pfeilermoschee als Vorbild gedient hat.
In Indien traf sich der Gedanke der Säulenmoschee mit den Be-
sonderheiten hinduistischer Baugewöhnung, wie sie vor allem in den
Pfeilerbauten des Jainastils verwirklicht waren. Was freilich bei
den Bauten der Jainasekte (vgl. den Tempel auf dem Mount Abou)
kurz und gedrungen, stämmig und untersetzt gehalten ist, also noch
Erinnerungen an ältere Höhlenbauweise (Elephanta, Ellora) bewahrt,
wird in den islamischen Moscheen ins Schlanke, Hohe und Steile um-
gewandelt, wird gleichsam entkörperlicht, dem plastischen Erlebnis
mehr und mehr entzogen. Die Unterschiede liegen deutlich zutage,
wenn man etwa einige Säulen vom Mount Abou mit den Pfeilern im
Innern der Kutabmoschee bei Alt-Delhi (Abb. 36) vergleicht, eines
Werkes, das zu den frühesten großen Monumentalbauten der ersten
islamischen Herrscher gehört (Ende 12. Jhs.). Gleichzeitig sind aber
an den Pfeilern dieser Moschee überall noch die Zeichen hindu-
istischer Bildhauer zu spüren. Am Schaft ist noch vielfach mit
horizontalen Teilungen gearbeitet. Wie überhaupt indische Säulen
häufig aussehen, als wären sie aus lauter Säulenfüßen (Basen) über-
einander geschichtet. Geht auch der neue Bauwille der Muselmanen
auf Entkörperlichung aus, so mischen sich doch immer wieder die
plastischen Zutaten der hinduistischen Bauhandwerker hinein:
Schaftringe springen heraus. Reich ornamentiert und körperlich
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und Schwert durch die Lande trugen, in den Pfeilerhallen versam-
melt, wie nach einem Exerzierreglement in ausgerichteten Reihen
hinter- und nebeneinander streng geordnet. Dieser Eigenheit kult-
licher Verrichtungen betender Soldaten hatte die Säulen- oder
Pfeilermoschee das entsprechende Gehäuse geboten.
Künstlerisch lebten uralte Traditionen morgenländischen Bauens
in der verschwenderischen Anwendung von Säulen und Pfeilern
weiter. Gerade die Vervielfachung des stützenden Werkes ist etwas
spezifisch Morgenländisches. Die Linie der Entwicklung ist zu ver-
folgen von den Pharaonentempeln Ägyptens über die Säulenpaläste
(Apadanas) persischer Großkönige aus Achämenidengeschlecht bis
zu einem bestimmten Typus des späteren Wohnhauses im vorderen
Orient, wo um einen Binnenhof ein- oder mehrschiffige Hallen
(Pfeiler) angelegt sind, ein Haustyp, der aller Wahrscheinlichkeit
nach auch der Säulen- und Pfeilermoschee als Vorbild gedient hat.
In Indien traf sich der Gedanke der Säulenmoschee mit den Be-
sonderheiten hinduistischer Baugewöhnung, wie sie vor allem in den
Pfeilerbauten des Jainastils verwirklicht waren. Was freilich bei
den Bauten der Jainasekte (vgl. den Tempel auf dem Mount Abou)
kurz und gedrungen, stämmig und untersetzt gehalten ist, also noch
Erinnerungen an ältere Höhlenbauweise (Elephanta, Ellora) bewahrt,
wird in den islamischen Moscheen ins Schlanke, Hohe und Steile um-
gewandelt, wird gleichsam entkörperlicht, dem plastischen Erlebnis
mehr und mehr entzogen. Die Unterschiede liegen deutlich zutage,
wenn man etwa einige Säulen vom Mount Abou mit den Pfeilern im
Innern der Kutabmoschee bei Alt-Delhi (Abb. 36) vergleicht, eines
Werkes, das zu den frühesten großen Monumentalbauten der ersten
islamischen Herrscher gehört (Ende 12. Jhs.). Gleichzeitig sind aber
an den Pfeilern dieser Moschee überall noch die Zeichen hindu-
istischer Bildhauer zu spüren. Am Schaft ist noch vielfach mit
horizontalen Teilungen gearbeitet. Wie überhaupt indische Säulen
häufig aussehen, als wären sie aus lauter Säulenfüßen (Basen) über-
einander geschichtet. Geht auch der neue Bauwille der Muselmanen
auf Entkörperlichung aus, so mischen sich doch immer wieder die
plastischen Zutaten der hinduistischen Bauhandwerker hinein:
Schaftringe springen heraus. Reich ornamentiert und körperlich