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Rembrandt.

und arbeitete später in Dresden, Wien und Freising. Seine Studien-
gestalten atmen Rembrandtschen Geist, sind aber in der Farbe etwas
monoton. Man könnte sie etwa als flaue A. de Gelders
karakterisieren.
Michiel WiHernans (um 1629—1706) aus Königsberg in
Preußen kam nach seinem zwanzigsten Jahre nach Holland und
verkehrte dort mit Jacob Backer (gest. 1651) und Rembrandt. Einen
dauernden Einfluß auf seine Kunst hat Rembrandt nicht gehabt, wie
die zahlreichen von ihm in Schlesischen Kirchen erhaltenen Bilder
beweisen. Dagegen soll Frans Wulfhagen aus Bremen nach
Houbrakens Zeugnis die Malweise Rembrandts bis zu seinem Tod
in Ehren gehalten haben. Es fehlt uns an erhaltenen Werken, um
die Richtigkeit dieser Mitteilung zu prüfen.
Ein bisher völlig unbekannter Meister, Namens Henrich Jansen
(1625—67) aus Flensburg in Schleswig, wird in dem kürzlich er-
schienenen Jahrbuch der dänischen Kunstsammlungen (1914, S. 158)
zum erstenmal erwähnt. Er soll 1645—48 bei Rembrandt in Amster-
dam gelernt haben und 1651 noch einmal in Holland gewesen sein.
Von seinen erhaltenen Bildern ist das eine eine Kopie nach dem
Christus als Gärtner im Buckingham Palace (unsere Nr. 142) und ein
zweites eine Darstellung im Tempel, die ebenfalls stark von Rembrandt
inspiriert sein soll (Kopie nach unserer Nr. 82a?).
Solange man die Kunst Rembrandts bewundert hat, hat man sie
auch nachgeahmt, und Pasticheurs hat es gar viele gegeben. Ich
nenne hier drei: die beiden Deutschen C. W. F. Dietrich (1712—74)
und J. G. Trautmann (1713—69) und den Italiener G. B. Castiglione
(1616—70), die beiden erstgenannten als Maler, den letzten besonders
als Radierer.
Künstler, deren Werke man gelegentlich für Erzeugnisse von
Rembrandts Kunst ausgegeben hat, sind, um nur einige besonders
auffällige Beispiele hervorzuheben: Hercules Seghers (große
Gebirgslandschaft in den Uffizien zu Florenz), Adriaen Brouwer,
(Abendlandschaft mit Fischern beim Herzog von Westminster in
London), J. Vermeer van Delft (Frauenbildnis im Museum zu
Budapest), und Jan van de Cappelle (Seestücke in der Galerie
Liechtenstein in Wien und in der Eremitage). Besonders häufig
gehen auch Werke von Leonard Bramer und Benjamin Cuyp
unter Rembrandts Namen. Beide zeigen auch in der Tat eine Be-
handlung des Helldunkels, die eine bisher nicht nachgewiesene direkte
Beeinflussung vermuten läßt. In derselben Richtung, aber um mehrere
Grade schwächer, wirkte auch Petrus Schotanus.
Jacob de Wet, ein etwas älterer Haarlemer Künstler, hat im
Lauf der Jahrhunderte auch viele seiner Werke hergeben müssen, die
als angebliche Rembrandts weiter verkauft wurden, ebenso wie seine
Nachahmer A. Neranus, Gijsbert Sibylla, A. Gael, J. Colaert
und Adriaen Verdoel. Von letztgenanntem behauptet Houbraken
sogar, daß er direkter Schüler Rembrandts gewesen sei: während
andere Gewährsmänner Bramer und J. de Wet als seine Lehrer nennen.
(Näheres hierüber Rembrandt Urk. Nr. 415).
 
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