DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.43273#0493
Nicolaes Maes.
Nicolaes Maes wurde nach Houbrakens Angabe 1632 in Dord-
recht geboren und starb im Dezember 1693 in Amsterdam.
Diese Mitteilungen sind durch die neuere Archivforschung
bestätigt worden. Der Geburtstag fällt höchst wahrscheinlich in den
Monat November 1632, und die Beerdigung fand am 24. Dezember
in der Oude Kerk statt. (Näheres hierüber bei G. J. Veth in Oud
Holland VIII 1890 S. 125 und ff.). Auch in den wenigen anderen
Tatsachen, die wir über Maes wissen, folgen wir Houbraken, der
offenbar über seinen nicht ganz dreißig Jahre älteren Landsmann
gut unterrichtet war. Er erzählt, daß Maes das Zeichnen bei einem
gewöhnlichen Lehrer, das Malen bei Rembrandt erlernt habe, daß er
sich zuerst in Dordrecht niederließ, aber 1678 (Druckfehler für 1673)
nach Amsterdam zog. Maes soll einen Ausflug nach Antwerpen
gemacht und dort Jordaens besucht haben. Ferner teilt Houbraken
mit, daß er bald die bräunliche Manier Rembrandts aufgab und
anfing in hellerem Ton Bildnisse zu malen, und daß er von allen
Künstlern, die Houbraken kannte, am besten die Ähnlichkeit traf.
Da er sich den Wünschen seiner Modelle anzupassen wußte, hatte
er sein ganzes Leben sehr viel zu tun und hinterließ bei seinem
Tode noch eine große Anzahl unfertiger Bildnisse. Er war sehr
fleißig, höflich, ruhig, vergnügt und bescheiden und ging nie in die
Kneipen. In den letzten Jahren quälte ihn die Gicht.
Diese Mitteilungen Houbrakens sind bisher in keinem Punkte
widersprochen und nur wenig ergänzt worden. Wir kennen jetzt
die Namen seiner Eltern, wissen, daß Maes 1654 eine etwas ältere
Pfarrerswitwe mit einem Sohn heiratete und von ihr drei Kinder
bekam, von denen eines bald starb, daß er in Dordrecht ein eigenes
Haus besaß und in Amsterdam eine Schuldverschreibung von
fl. 700.— kaufte. Die Kosten seiner Beerdigung betrugen fl. 15.—.
Wer der gewöhnliche („gemeene“) Meister gewesen ist, bei dem
Maes die Zeichenkunst lernte, hat die Archivforschung uns noch
nicht ermittelt. War es vielleicht Reinier Covijn, der bis anhin für
einen Nachahmer oder Schüler von Maes gehalten wird, der aber
nach den Mitteilungen, die Houbraken uns über ihn und seinen
Bruder Israel macht, und die von der Archivforschung bestätigt
worden sind, vermutlich nicht unbeträchtlich älter gewesen ist?
Auch über den Zeitpunkt, wann Maes Rembrandts Schüler ge-
wesen ist, schweigen bis jetzt die Archive. Es muß die Zeit um
1650 gewesen sein, zwischen dem 16. und 20. Lebensjahr des Schülers.
Da wir beobachten, daß die Schüler Rembrandts im Allgemeinen
Hofstede de Groot VI. 01
Nicolaes Maes wurde nach Houbrakens Angabe 1632 in Dord-
recht geboren und starb im Dezember 1693 in Amsterdam.
Diese Mitteilungen sind durch die neuere Archivforschung
bestätigt worden. Der Geburtstag fällt höchst wahrscheinlich in den
Monat November 1632, und die Beerdigung fand am 24. Dezember
in der Oude Kerk statt. (Näheres hierüber bei G. J. Veth in Oud
Holland VIII 1890 S. 125 und ff.). Auch in den wenigen anderen
Tatsachen, die wir über Maes wissen, folgen wir Houbraken, der
offenbar über seinen nicht ganz dreißig Jahre älteren Landsmann
gut unterrichtet war. Er erzählt, daß Maes das Zeichnen bei einem
gewöhnlichen Lehrer, das Malen bei Rembrandt erlernt habe, daß er
sich zuerst in Dordrecht niederließ, aber 1678 (Druckfehler für 1673)
nach Amsterdam zog. Maes soll einen Ausflug nach Antwerpen
gemacht und dort Jordaens besucht haben. Ferner teilt Houbraken
mit, daß er bald die bräunliche Manier Rembrandts aufgab und
anfing in hellerem Ton Bildnisse zu malen, und daß er von allen
Künstlern, die Houbraken kannte, am besten die Ähnlichkeit traf.
Da er sich den Wünschen seiner Modelle anzupassen wußte, hatte
er sein ganzes Leben sehr viel zu tun und hinterließ bei seinem
Tode noch eine große Anzahl unfertiger Bildnisse. Er war sehr
fleißig, höflich, ruhig, vergnügt und bescheiden und ging nie in die
Kneipen. In den letzten Jahren quälte ihn die Gicht.
Diese Mitteilungen Houbrakens sind bisher in keinem Punkte
widersprochen und nur wenig ergänzt worden. Wir kennen jetzt
die Namen seiner Eltern, wissen, daß Maes 1654 eine etwas ältere
Pfarrerswitwe mit einem Sohn heiratete und von ihr drei Kinder
bekam, von denen eines bald starb, daß er in Dordrecht ein eigenes
Haus besaß und in Amsterdam eine Schuldverschreibung von
fl. 700.— kaufte. Die Kosten seiner Beerdigung betrugen fl. 15.—.
Wer der gewöhnliche („gemeene“) Meister gewesen ist, bei dem
Maes die Zeichenkunst lernte, hat die Archivforschung uns noch
nicht ermittelt. War es vielleicht Reinier Covijn, der bis anhin für
einen Nachahmer oder Schüler von Maes gehalten wird, der aber
nach den Mitteilungen, die Houbraken uns über ihn und seinen
Bruder Israel macht, und die von der Archivforschung bestätigt
worden sind, vermutlich nicht unbeträchtlich älter gewesen ist?
Auch über den Zeitpunkt, wann Maes Rembrandts Schüler ge-
wesen ist, schweigen bis jetzt die Archive. Es muß die Zeit um
1650 gewesen sein, zwischen dem 16. und 20. Lebensjahr des Schülers.
Da wir beobachten, daß die Schüler Rembrandts im Allgemeinen
Hofstede de Groot VI. 01