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Nicolaes Maes.

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Die späten Modebildnisse von Maes haben, wie bereits gesagt,
große Bewunderung erregt. Er war in den letzten zwei Jahrzehnten
seines Lebens (1673—93) der gefeiertste Bildnismaler der vornehmen
Kreise von Amsterdam und der ganzen Republik, dem vielleicht
nur Caspar Netscher als bevorzugter Maler der Haager Hofkreise und
der Diplomatie zur Seite gestellt werden kann. Alle zeitgenössischen
Bildnismaler, besonders die, welche in kleinen Formaten arbeiteten,
nahmen sich diese beiden Künstler zum Vorbild und alle, die wir
als Nachahmer Netschers erwähnt haben, könnten auch als Nach-
folger von N. Maes betrachtet werden. Der Verfall der Kunst brachte
eben mit, daß die persönlichen Eigenschaften der Künstler einer
gewissen schablonenhaften Auffassung und Ausführung weichen
mußten. Wir brauchen diese Meister hier nicht wieder aufzuzählen.
Man findet sie auf S. 322 des fünften Bandes erwähnt.
In den zeitgenössischen Quellen werden die folgenden Künstler
als Schüler von Maes in engerem Sinne angeführt.
Johannes de Haen war in späteren Jahren Auktionator und
vereidigter Makler in Dordrecht. Arnold Houbraken war 1667—69
bei ihm im Geschäft und erzählt (G. S. I 130), daß de Haen in
seiner Jugend Schüler des Bildnismalers Nicolaes Maes gewesen sei
und kurz vor 1667 geheiratet hatte. Die Lehrzeit wird also um
1665 anzusetzen sein. Houbraken erwähnt keine Werke von ihm und
auch jetzt sind keine bekannt.
Margaretha Godewijk (1627—77) war eine höchst begabte
Frau mit umfangreichen Kenntnissen auf vielen Gebieten. Nach
Houbraken (G. S. I 316) hat sie bei Maes zeichnen und malen gelernt.
Sie zeichnete mit Feder und Bleistift, malte mit Wasser- und Öl-
farbe und auf Glas. Auch von ihrer Kunst ist nichts auf die Nach-
welt gekommen.
Dasselbe gilt von Jacob Moelaert (geb. in Dordrecht 1649),
der in seiner Jugend Schüler von Maes war und in wenigen Jahren
soviel lernte, daß er ein gutes Bildnis malen konnte. Später mußte er
sich dem Geschäfte widmen und konnte nur in seinen Mußestunden
noch malen. Houbraken (G. S. III 252) erwähnt von ihm einen
Untergang Pharao’s und einen Moses, der Wasser aus dem Felsen
schlägt. Zur Zeit Houbrakens (um 1715) wohnte er wieder in Dord-
recht und besaß eine große Kupferstichsammlung.
Der einzige unter den Schülern von Maes, die Houbraken er-
wähnte, von dessen Kunst wir uns einen Begriff machen können, ist
Johannes Vollevens der Ältere (1649—1728). Dieser war zuerst
Schüler von Netscher, dann von Maes, zuletzt von Jan de Baen,
dessen Einfluß dauernd auf ihn eingewirkt hat, während von dem
der früheren Lehrer in seinem Werk wenig zu spüren ist. Es
besteht hauptsächlich in lebensgroßen Bildnissen im Geschmack der
Verfallzeit.
Auf Grund der Ähnlichkeit seiner seltenen Werke mit denen
von Nicolaes Maes hat man Reijnier Covijn für seinen Schüler
gehalten. Houbraken, der sonst über Maes gut unterrichtet ist, erzählt
dies nicht. Dagegen sagt er, daß er ein Bruder von Israel Covijn
gewesen sei, der bereits 1647 Mitglied der Dordrechter Lukasgilde
war und demnach älter gewesen sein muß als Maes. Die Möglich-
 
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