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Hofstede de Groot, Cornelis
Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII Jahrhunderts (Band 8): [Jan van Goyen, Jan van der Heyden, Johannes Wijnants] — Esslingen, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.43140#0358
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Jan van Goyen.

Schüler und Nachahmer Jan van Goyens.
Der Einfluß van Goyens auf die zeitgenössische Malerei ist ein
ungeheurer gewesen. Trotzdem war die Zahl seiner direkten Schüler
gering. Houbraken überliefert uns nur die Namen des Nicolaes
Berchem, Ary van der Kabel und Jan Steen.
Nicolaes Pietersz Berchem (1620—1683), Sohn des Stil-
lebenmalers Pieter Claesz van Haarlem, hat nach seinem Vater und
van Goyen noch vier andere Lehrer gehabt: N. Moeyaert, P. de
Grebber, Jan Wils und J. B. Weenix. Vermutlich hat er bei van Goyen
nur Zeichnen und die handwerklichen Kenntnisse der Malerei gelernt.
Die Lehren seiner späteren Meister und die Eindrücke, die Berchem
auf der Reise nach Italien in sich aufnahm, haben den Einfluß
van Goyens — falls er überhaupt bestanden hat — derartig über-
wuchert, daß man ihn in seinen Gemälden nicht mehr nachweisen
kann; allenfalls noch in der skizzenhaften Technik einer gewissen
Gruppe von Zeichnungen.
Auch Ary van der Kabel (1631—1695) ging früh nach Italien,
gab seine heimatliche Malweise vollständig auf und wurde zum Nach-
ahmer der damals modischen Künstler: Claude Lorrain, Mola, S. Rosa
u. A. Nur in dem Bilde der Münchener Pinakothek vom Jahre 1652
ist noch holländische Eigenart und, wenn man will, ein Nachklang
der Schule van Goyens zu spüren.
Jan Steen (1626—1679), der in dem ersten Abschnitt dieses
Werkes behandelt ist und auf den wir deshalb nicht weiter einzu-
gehen brauchen, heiratete während seiner Lehrzeit eine Tochter unsres
Künstlers. Auch der Stillebenmaler Jacques de Claeu (um 1610 —
nach 1676) wurde sein Schwiegersohn, aber bereits als fertiger Künstler.
Die Vorwürfe seiner Gemälde klären genügend darüber auf, daß von
einem Einfluß des Schwiegervaters keine Rede sein kann.
Die erste, farbige Periode van Goyens dauert bis ungefähr 1628.
Zu dieser Zeit malten in verschiedenen holländischen Städten andere
Künstler reich mit farbigen Figürchen staffierte Landschaften von
kräftig grünem Ton und unruhiger, oft überfüllter Komposition aber
bereits von klarer und feiner Luftperspektive, die bei dem niedrigen
Horizont besonders zur Geltung kam. Die beiden Hauptmeister in
diesem Fach waren Adriaen van der Venne (1589—1662) und
van Goyens Lehrer Esaias van de Velde (um 1590—1630). Ihnen
kommt unser Künstler manchmal sehr nahe. Besonders vom letzteren
ist er oft nicht leicht zu unterscheiden. Unter den zahlreichen
weniger begabten Malern, die ähnliches anstrebten, ist mir bis jetzt
nur einer mit Namen und durch einige Bilder (ein voll signiertes,
1619 datiertes im Besitz der Frau Doornbos-Halbertsma in Groningen)
bekannt geworden: Cornelis Liefrinck. Er gehörte einer Leidener
Künstlerfamilie an und sein Name wird 1626 zusammen mit dem
van Goyens in Leiden genannt. Hoogstraten sagt von ihm, daß er in
 
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