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Hofstede de Groot, Cornelis
Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII Jahrhunderts (Band 8): [Jan van Goyen, Jan van der Heyden, Johannes Wijnants] — Esslingen, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.43140#0479
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Johannes Wijnants.

Während wir jetzt über die späteren Lebensschicksale des Künstlers
durch die archivalischen Forschungen Bredius’ (Oud Holland XXIX
1911 S. 179 ff.) ziemlich gut unterrichtet sind, herrscht über sein
Geburtsdatum noch große Meinungsverschiedenheit. Bredius setzt dies
— allerdings ohne seine Gründe anzugeben — zwischen 1630—35
an, dagegen beruft sich Bode (Meister der holl. u. vläm. Malerschulen
3. Aufl. S. 228) auf das Vorkommen des Künstlers unter den Mit-
gliedern der Kammer „In liefde boven al“ im Jahre 1626, um zu
beweisen, daß Wijnants spätestens um 1605 geboren sei. Ich halte
dieses Datum für zu früh, dagegen das von Bredius angegebene für
zu spät, und zwar aus folgenden Gründen.
Wijnant war ein Vorname, Wijnants deshalb ursprünglich ein
Patronymikon, das von allen Söhnen eines Wijnant geführt werden
konnte und, wie Bredius a. a. O. gezeigt hat, tatsächlich mehrfach
geführt wurde. Es ist daher durchaus nicht sicher, daß der Wijnants
von 1626 unser, ja sogar überhaupt Maler war; es könnte z. B, sein
gleichnamiger Vater gewesen sein oder der 1642 vorkommende Kunst-
händler dieses Namens, von dem Bredius, ohne Beweise im strikten
Sinne zu bringen, annimmt, daß er der Vater des Malers gewesen sei.
Nimmt man jedoch letzteres an, dann hätte dieser 1653 einen ältesten
Sohn Jan, der damals in Rotterdam wohnte und dem er die Hälfte
seines Besitzes an Gemälden vermachte. Es ist nicht zu gewagt an-
zunehmen, daß dieser damals mündig, d. h. mindestens 25 Jahre alt,
also 1628 oder früher geboren \9&r.
Die Jahreszahlen auf den Gemälden Wijnants beginnen mit 1635
(unsicher) und setzen sich von 1643 ziemlich regelmäßig fort. Im
Ganzen gibt es ungefähr ein Dutzend Bilder, die zwischen diesem
Jahr und 1652 datiert sind. (Vergl. für das Nähere das chronologische
Verzeichnis). Adriaen van de Velde war nach Houbrakens Zeugnis
sein Schüler. Auf dessen Werken kommen Jahreszahlen in ununter-
brochener Reihenfolge von 1653 an vor. Er war einige Jahre bei ihm
in der Lehre, wird also sicher nicht später als 1650, als vierzehnjähriger
Knabe, bei ihm eingetreten sein, und zwar in Haarlem und nicht in
Amsterdam, wie Bredius a. a. O. S. 182 angibt. Der Ruhm des
Künstlers war also bereits damals von Haarlem nach Amsterdam ge-
drungen, d. h. er hatte die Malerei schon mehrere Jahre ausgeübt.
Auch hatte er vermutlich seine Studienreise in südlichere, und zwar
gebirgige Gegenden, von denen seine Bilder Zeugnis ablegen, schon
hinter sich gehabt.
Mit Rücksicht darauf glaube ich nicht fehl zu gehen, wenn ich
als spätesten Terminus post quem seiner Geburt die Zeit um 1620—25
ansetze.
 
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