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Hottenroth, Friedrich
Trachten, Haus-, Feld- und Kriegsgeraethschaften der Voelker alter und neuer Zeit: mit 120 Taf. u. zahlr. Holzschnitten (Band 1) — Stuttgart, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.12994#0013
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SEMITEN UND ÄTHIOPIER.

I.

Die Völker im Nilthale.

(Aegypter und Aethiopier.)

m unteren Stromgebiete des Nils, an der Schwelle des Morgenlandes, hat
um die Zeit, da die Bibel die Welt erschaffen lässt, eine Mischung semiti-
scher Stämme aus Vorderasien mit äthiopischen Eingebornen stattgefunden.
Aus dieser Mischung sind die Aegypter hervorgegangen, das älteste Kultur-
volk der Erde. Nach zweitausendjährigem Bestand fand das alte Reich -der
Aegypter seinen Abschluss durch den Einfall syrischer Nomadenhorden,
der Schasu; das neue Reich begann mit der Vertreibung der Fremdlinge,
welche eine fünfhundertjährige Herrschaft im Nilthale geübt hatten und
ward nach mehrfachem Verlust seiner Selbstständigkeit an Aethiopier, Per-
ser und Makedonier, im Jahre 31 vor Christus, entvölkert und verarmt, eine
Beute der Römer.

Nach den abbildlichen Dokumenten, welche auf uns gekommen, waren die Aegypter von
magerem, schlankem, doch nervigem Wuchs, tiefgebräunter Hautfarbe und melancholischem Blicke;
sie hatten breite Schultern, gewölbte Brust, lange, schwingende Arme, magere Beine mit langen
Füssen, welche durch die Gewohnheit, ohne Sandalen zu gehen, platt geworden, kurze, runde Nase
und geschwellte, doch nicht dicke Lippen. Ihr ältestes Kleidungsstück, ihr Nationalkleid durch
alle Epochen des Reiches, war ein Schurz aus Leder oder Baumwolle, an Grösse verschieden,
aber stets von rechteckiger Form; derselbe wurde entweder vermittelst eines Lendengurtes am
Körper befestigt (1. 1 *), oder in verschiedener Weise um den Leib geschlungen (1. 3. 4. Fig. 1. 1-8**).
Reiche Leute trugen zwei Schürze übereinander (1. 2. 20). Der Gebrauch, einen zweiten Schurz
von hinten her nach vorn zu nehmen und hier derart übereinanderzuschlagen, dass der untere Theil
des schmalen Vorderschurzes noch sichtbar blieb, veranlasste jene bekannte Schurzform, die man
als die vorzugsweise ägyptische bezeichnen kann und an einer grossen Anzahl von Bildwerken
wiederfindet (1. 7. s); so trug sich in der ältesten Zeit selbst der König; Schiffsleute Hessen auch
wohl den Schurz hinweg und trugen nichts als einen Riemen oder Gürtel um die Hüften. Ausser
dem Schurze war in der frühesten Zeit mitunter noch ein schmaler, von hinten her über die Ach-
seln gelegter und vorn auf der Brust verknoteter Umwurf in Gebrauch (1. Die Folgezeit
brachte einen dritten Schurz, der von den Lenden bis zu den Knöcheln reichte (1. 22. 3. 2. s),
bald über, bald unter dem alten Schurz um den Körper geschlagen (1. 25) und nach Belieben

*) (1. 1) bedeutet Tafel 1. Fig. 1. **) (Fig. 1. i-8) bedeutet Textfigur 1. Nr. 1—8.

II Ott e uro th , Trachten. 2. Aufl. 1
 
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