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Hottenroth, Friedrich
Trachten, Haus-, Feld- und Kriegsgeraethschaften der Voelker alter und neuer Zeit: mit 120 Taf. u. zahlr. Holzschnitten (Band 1) — Stuttgart, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.12994#0119
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— 107 —

Beinkleider und Röcke waren und blieben die Hauptstückc des persischen Kostüms auch

während der sassanidischen Epoche; die Beinkleider waren bald ziemlich eng, bald von bedeutender

Weite, ebenso die Röcke, die man nach Belieben in die Hosen untersteckte (76. 1-3. 5—7. 10. 12);

besetzt mit langen, ziem- „. ,_ Schichten mit Vorliebe

ö 1< ig. 57.

lieh anschliessenden Aer-
meln und über die Brust
her geschlossen, waren die
Röcke vorn herunter und

der gemusterten Zeuge,
deren Ornamente vor-
zugsweise aus vielfach
verschlungenen Blumen

zuweilen auch an der Seite ff iffgn $kWfWL J !s?'W^^^w^M^I(^ und Ottern ' Sternen
(70. 7) vom Gürtel an, fV ':> ^j^^M^^f^ und aus phantastischen

der niemals fehlte, auf- ^ ^^^^^^^^tf^ 1 ^^^^^^^^^^^^^^^^ ^"n'er^Suren zusammen-

ubiich, bediente man sieh s ^^^^^L^ ^ \ ?■Jj^^<lcte man indesto grösse-
jetzt in den höheren ' * ri '-^JL^u^—f ^»J rcnl Umfange die Perlen

zum Schmuck von Rock und Gürtel (7G. 2). Mantel, Schuhe, namentlich solche von rothgefärbtem
Leder, und eine Kopfbedeckung in Gestalt der phrygischen Mütze vollendeten den Anzug (76. 10).

Die weibliche Tracht unterschied sich von der männlichen im Allgemeinen nur durch
grössere Länge und feineren Stoff. Der Rock (Fig. 58. 0. s) lag ziemlich fest am Oberleibe (76. 4. s. 9),
wo er nach Belieben mit einem Brustschlitze versehen war; dieser wurde durch Bindebänder geschlossen ;
die Aermel waren lang und eng; ob der linke Aermcl nach parthischer Mode über die Hand

Fig. 58.

herabfiel, ist aus den stark verwitterten Felsenskulpturcn nicht mehr ersichtlich (Fig. 58. 5); jedenfalls
war der überhängende Aermcl nicht durchweg üblich, ebensowenig der Gürtel. Vornehme Frauen
legten gleich den Männern mehrere Röcke über einander an (76. i. s. 12), dazu einen mantclartigen
Umhang und einen Schleier.

Die Tracht eines sassanidischen Königs, wie solche uns durch ein altes Standbild
vergegenwärtigt wird (76. 5. g), zeigt manche Besonderheiten; der untergestecktc Rock ist auf der
Brust unterbunden, aber nicht auf dem Rücken, so dass man annehmen muss, die Bänder seien
unter den Achseln angeheftet. Die Hosen, oben weit, unten eng (Fig. 58. 7) scheinen strumpfähnlich
mit Füssen versehen; der Hintertheil ist oben länger als der Vordertheil und über den Gürtel nach
Aussen hin umgeschlagen. Andere königliche Skulpturen lassen zwischen Rock und Hose noch
eine kürzere Ueberhose erblicken (76. 2. 3), eine Anordnung, welche nach einem Berichte Strabo's
völlig dem parthischen Brauche entspricht. Zu den königlichen Insignien der Sassaniden gehörten
kostbare Borten, welche um den Hals und den Oberkörper herum sowie gleich Hosenträgern über
 
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