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Hübsch, Heinrich
Vertheidigung der griechischen Architectur gegen A. Hirt — Heidelberg, 1824

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https://doi.org/10.11588/diglit.5320#0009
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« viel früher als genannte Tempel da. war. Aber wer freut sich nicht solcher
« Herleitungen ? » — Also (las von mir angeführte Pilastercapitäl zu Eleusis läfst
Herr Hirt nicht gelten? Ich. antworte ihm des Spnfscs wegen aus seiner eigenen
Geschichte der Baukunst, in deren zweiten Theile es (S. 34) in Betreff des
korinthischen Capitäls also keifst: «. Hiemit jedoch muss das in dan Ruinen
«.von Eleusis aufgefundene und seitdem publicirte Pilastercapitäl verglichen
werden.» — Noch besser! in seinem System sagt Hirt geradezu (S. 82): a das
«korinthische Capital entstand aus dem jonischen etc. » —

Auf meine Worte — («es sind nur zwei griechisch-korinthische Monumente
«auf uns gekommen») -'- sagt Hirt: cc Wie vortrefflich der Autops sich wieder
«in Athen umgesehen hat, er mag uns doch sagen: welcher Ordnung allda
« die Stoa des Attalus und der Tempel des Jupiter Olympicus sind. — Aber
«.vielleicht benenne ich diese Monumente anders, als uns er Autops. Er wird
« sich indessen aus meiner Geschichte der Baukunst darüber belehren können,-» —
Viel bescheidener lautet es dort (2. Theil, S. 149): s Man sieht noch ansehn-
«liehe Ueberreste, welche Stuart unter dem Namen der Stoa bekannt ge-
« macht hat, welche leicht die Ruinen dieser Attalischen Halle seyn möchten.
«.Sie bestehen in einer Reihe korinthischer Säulen, in einer Ausführung und
«.in einem Style, welche jener schönen Zeit angehören mögen; wenn sie an~
« ders nicht dem Alter Hadrians zuzuschreiben sind. » — Aber mein Gott!
wie ist es möglich, dieses Monument mit hart an der Wand anstellenden nn-
kannelirten Saiden auf Piedestalen, mit einem gebrochenen Gebälke, was sich
in den Zwischenweiten der Säulen bis auf die Mauer zurückzieht (wie es nur
in den verdorbenen römiseken Zeiten vorkommt), mit platten römischen Pro-
filen, mit dem ganz römischen Capital, mit .... auch nur einen Augenblick
für ein schönes griechisches Werk zu halten ? Mahnt einen diefs nicht an jenen
(seinwollenden) Antikenkenner, welcher einen Weibcrfufs nicht von einem
Männerfufse unterscheiden konnte? Und erinnert man sick nun des selbstge-
fälligen Kennerblicks, womit in dem System die Gesimse etc. nach Zollen und
Linien sortirt sind, und über den Grad ihrer Schönheit unwiderruflich ent-
schieden ist! Geschähe es nicht der Sache wegen; so wäre es wahrhaftig eine
Sünde, Jemanden aus einem so glücklichen Traume zu erwecken.

Einen ähnlichen Fehler begeht Hirt, indem er die Gruppe korinthischer
Säulen zu Athen (mit Recht Hadrians-Säulen genannt) für ein Monument aus
der Zeit des Antiochus hält. Diese Säulen, die von einer enormen Gröfse sind,
haben die uicht zu verkennenden römischen Profile und Capitäle, die zum Theil

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