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Hübsch, Heinrich
Vertheidigung der griechischen Architectur gegen A. Hirt — Heidelberg, 1824

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https://doi.org/10.11588/diglit.5320#0021
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anzuwenden. Es ist gegen alle historische und augenscheinliche Wahrschein-
keit, wenn Hirt das Gewölbe den Griechen vindiciren, und sie wie in der Kunst,
so auch in der Technik oben anstellen will-. Die Stollenführung, welche er im
Jahre 359 der Erbauung Roms nicht ohne griechische Beihilfe begreifen kann,
kommt bei Einnahmen toh Städten nach L iv i u s schon 319 vor. Gegen das Letzte
argumentirtHirt: «Aber sollten die Römer beiVeii nicht früher die Stollenführung
«.versucht haben, wenn sie bereits 40 Jahre zuvor gute Anwendung davon ge-
rn macht hättenP» Welch überführender Grund gegen die Angabe eines Liviusü
Die Erfindung des Mörtels setze ich (jedoch nur wahrscheinlich) defswegen erst
in die spätere Zeit der Römer, weil sich durchaus kein griechisches Monument
findet, woran er angewendet ist. Der Mörtelr welchen Reisende an den Ruinen
von Babylon und an den Pyramiden in Aegypten entdeckt haben wollen, ist wohl
noch näher zu untersuchen. Meines Wissens bestehen sienannte Monumente
aus, an der Sonne getrockneten Ziegeln. Solche zu verbinden, bedarf es aber
noch keines Kalkmörtels, sondern Mos nassen Lehms. Zu Babylon aber be-
diente man sich, wie Hirt in seiner Geschichte der Baukunst selbst sagt, des
Erdpechs. Auch konnte selbst eine Erfindung, wie die des Mörtels,' welche auf
der zufälligen Entdeckung der chemischen Eigenschaft des Kalks beruht, sehr
leicht wieder verloren gelin, wie es z. B. mit dem Glase etc. der Fall war.

Schlüfslich sagt Hirt: «.und Herr Hübsch meint in allem Ernste, man
«sollte den romantischen Styl vorzugsxueise den Styl des Wölbens
«nennen. —• Man denke: das Bogenwerk im gothischen Styl mit den Gewölb-
«werken der Alten, wie sie noch hauptsächlich in den römischen Monu-
«menlen vorkommen, iu Vergleichung gesetzt zu sehen.-» Ich gebe so deut-
lich die Ursache an, weil, obgleich die Römer in der Colossalität der Gewölbe
excellirten, sich doch erst im gothischen Style das Gewölbe feiner ausbildete,
d. h. mit dem Minimum von Material zii Stande gebracht wurde. Doch Herr
Hirt scheint diesen Grund gar nicht verstanden zu haben. Er spricht über-
haupt nirgends von Widerlagen, die gerade beim Gewölbe die Hauptsache aus-
machen. Denn wenn dieselben eine allzu grofse Masse erforderten, so würde
die Anwendung des Gewölbes so gut unterbleiben, als wenn es ein wirkliches
Geheimnifs wäre. Diese Widerlagen seheinen aber für Herrn Hirt eine gänz-
liche Nebensache zu seyn. — So geht es, wenn sich Gelehrte allzutief in die
Baukunst einlassen wollen, bauen sie in die Luft.

\. 4.

Ob ich gleich in diesem §. blofs historisch — wie es aus den Monumenten
hervorgeht — zeigte, dafs der ältere griechische Styl ohne alle Vorurtheile von
 
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