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Symetrie, Proportion u. dgl. seine Aufgabe-immer auf eine einfache nothwendige
Weise (ich spreche nämlich von den Hauptformen) löfste, womit sich die
vermeintliche Holznachahnmng, die blofs conventionel seyn konnte, nicht
würde vertragen haben; so meint Hirt dennoch: «In diesem §. machet eich
«die Schrift unseres Radicalreformators besonders possierlich. Er spricht
iim strafenden Tone eines begeisterten Altvaters, der seinen Zorn über
&ei?ie jüngere ausgeartete Welt, seine Nachkommenschaft ergiesst. Er
«findet nur das alte Unbeholfene vortrefflich, tvas er in seiner Jugendzeit
«sah.-» Um mich nochmals auszusprechen, so sind es nicht jene plumpen
eng beisammen stehenden Saiden, jene hohen Architrave, jene strengen Ver-
zierungen im Einzelnen, was mir so gefällt; sondern jener vorurtheilsfreie
Sinn, womit immer mit grandioser Einfachheit das Bedürfnifs befriedigt ist,
jene Aveise Vertheilung in der Auszierung, jene Gediegenheit in der Ausführung —
darin bewundere ich den Geist der Griechen, und diesen Standpunkt für die
Archilectur preise ich allen Zeiten an: aber damit nichts weniger, als die
drei Säulenordnungen.
Die Frage — «Sein Wahlspruch ist Zwechmäsigheit und nichts als
«Zwechmäsig'keit. Was verstehen Sie unter diesem Worte?'» •— kann
Herr Hirt am Ende meines ersten §. beantwortet seilen. Seinen llath, den
er mir als Professor und Schriftsteller ertheilt — nämlich die fünf ersten
Abschnitte seines Systems zu lesen, worin ich viel finden würde, was meinen
Kopf berichtigen könnte — werde ich nicht unbenutzt lassen. Wir wollen
am Schlüsse diese Abschnitte miteinander durchgehen, woraus sich dann er-
gebenwird, dafs sich ein Professor und Schriftsteller auch irren kann.
Ich spreche von einer älteren griechischen Architectur, dann von einer
späteren und endlich von der römischen. Wie soll also Hirts Vorwurf— «Dass
« es unter den Denkmählern ein Früheres und ein späteres giebt.....dies
« scheinen Sie kaum je recht bedacht, und die Monumente nur wenig nach
«den Zeitaltern studirt zu habend —wirklich zu appliciren seyn?
Was den Bogen des Titus betrifft, so hätte ich mich allerdings deutliche!
ausdrücken sollen. Aber « Halbsäulen» Avollte ich nicht sagen, weil die vier
Ecksäulen, nur sehr wenig, mit der Mauer zusammenhangen.
Meine Worte — «schon am Bogen des Titus stehen Wandsäulen auf
c< Piedestalen; am Colosseum reduciren sich die Wandsäulen sogar zu Halb-
« säulen » — legt Hirt so aus, als wenn die Ordnung, in der ich diese beiden
Monumente anführe, durchaus eine äufserliche chronologische seyn müfste; da
doch die innerliche — um mit den Halbsäulen zu schliefsen — in die Augen fällt.
Symetrie, Proportion u. dgl. seine Aufgabe-immer auf eine einfache nothwendige
Weise (ich spreche nämlich von den Hauptformen) löfste, womit sich die
vermeintliche Holznachahnmng, die blofs conventionel seyn konnte, nicht
würde vertragen haben; so meint Hirt dennoch: «In diesem §. machet eich
«die Schrift unseres Radicalreformators besonders possierlich. Er spricht
iim strafenden Tone eines begeisterten Altvaters, der seinen Zorn über
&ei?ie jüngere ausgeartete Welt, seine Nachkommenschaft ergiesst. Er
«findet nur das alte Unbeholfene vortrefflich, tvas er in seiner Jugendzeit
«sah.-» Um mich nochmals auszusprechen, so sind es nicht jene plumpen
eng beisammen stehenden Saiden, jene hohen Architrave, jene strengen Ver-
zierungen im Einzelnen, was mir so gefällt; sondern jener vorurtheilsfreie
Sinn, womit immer mit grandioser Einfachheit das Bedürfnifs befriedigt ist,
jene Aveise Vertheilung in der Auszierung, jene Gediegenheit in der Ausführung —
darin bewundere ich den Geist der Griechen, und diesen Standpunkt für die
Archilectur preise ich allen Zeiten an: aber damit nichts weniger, als die
drei Säulenordnungen.
Die Frage — «Sein Wahlspruch ist Zwechmäsigheit und nichts als
«Zwechmäsig'keit. Was verstehen Sie unter diesem Worte?'» •— kann
Herr Hirt am Ende meines ersten §. beantwortet seilen. Seinen llath, den
er mir als Professor und Schriftsteller ertheilt — nämlich die fünf ersten
Abschnitte seines Systems zu lesen, worin ich viel finden würde, was meinen
Kopf berichtigen könnte — werde ich nicht unbenutzt lassen. Wir wollen
am Schlüsse diese Abschnitte miteinander durchgehen, woraus sich dann er-
gebenwird, dafs sich ein Professor und Schriftsteller auch irren kann.
Ich spreche von einer älteren griechischen Architectur, dann von einer
späteren und endlich von der römischen. Wie soll also Hirts Vorwurf— «Dass
« es unter den Denkmählern ein Früheres und ein späteres giebt.....dies
« scheinen Sie kaum je recht bedacht, und die Monumente nur wenig nach
«den Zeitaltern studirt zu habend —wirklich zu appliciren seyn?
Was den Bogen des Titus betrifft, so hätte ich mich allerdings deutliche!
ausdrücken sollen. Aber « Halbsäulen» Avollte ich nicht sagen, weil die vier
Ecksäulen, nur sehr wenig, mit der Mauer zusammenhangen.
Meine Worte — «schon am Bogen des Titus stehen Wandsäulen auf
c< Piedestalen; am Colosseum reduciren sich die Wandsäulen sogar zu Halb-
« säulen » — legt Hirt so aus, als wenn die Ordnung, in der ich diese beiden
Monumente anführe, durchaus eine äufserliche chronologische seyn müfste; da
doch die innerliche — um mit den Halbsäulen zu schliefsen — in die Augen fällt.