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menten sehen; davon sind aber die griechisch-korinthischen Capitäle, die
Hirt alle Aharten nennt, sehr verschieden.
Bei der dorischen Ordnung soll die Höhe des Architravs mir die Hälfte
des Durchmessers erhalten. An den griechischen Monumenten ist sie doppelt
so grofs und hat gleiches Maas mit der Frieshöhe, welche nach Vitruv fast
noch einmal so hoch wird, als die des Architravs. Bei seiner jonischen
Ordnung ist der glatte Fries um ^ niedriger als der Architrav,, wenn aber ver-
ziert, um \ hoher. Der jonische Architrav erhält mehr Höhe als der dorische ;
doch schwindet ersterer gleichmäfsig mit der abnehmenden Säulenhöhe bis
auf einen halben Durchmesser (bei 15 füfsiger Säulenhöhe). An den griechisch
jonischen Monumenten ist der Architrav immer viel höher — am Tempel der
Minerva Polias und demjenigen am Ilissus einen ganzen Durchmesser — und
der Fries hat mit ihm gleiche Höhe. Das korinthische Gebälke soll entweder
von der jonischen oder dorischen (!!) Ordnung entlehnt werden. Die Tri-
glyphen etc. möchten gut zu den korinthischen Säulen passen.
Der gegen alle Vernunft streitenden Vorschrift — dafs man die Flächen des
Gebälkes und Giebelfeldes nicht senkrecht stellen, sondern vorwärts neigen
soll — habe ich schon in meiner Schrift erwähnt, wie noch anderer ähnlicher
B.egeln.
Diefs mag als BeAveis genügen, dafs die griechischen Monumente und
Vitruvs Vorschriften himmelweit von einander verschieden sind. Die Ursache
ist, sage ich nochmals: weil Vitruv theils die Baukunst seiner Zeit und nicht
die griechische darstellen wollte, theils weil er letztere auch zu wenig kannte
und überhaupt zu wenig Künstler war. — — Nach dieser Abschweifung folgt
die Fortsetzung meiner Vertheiditrumr ire^en Hirt.
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menten sehen; davon sind aber die griechisch-korinthischen Capitäle, die
Hirt alle Aharten nennt, sehr verschieden.
Bei der dorischen Ordnung soll die Höhe des Architravs mir die Hälfte
des Durchmessers erhalten. An den griechischen Monumenten ist sie doppelt
so grofs und hat gleiches Maas mit der Frieshöhe, welche nach Vitruv fast
noch einmal so hoch wird, als die des Architravs. Bei seiner jonischen
Ordnung ist der glatte Fries um ^ niedriger als der Architrav,, wenn aber ver-
ziert, um \ hoher. Der jonische Architrav erhält mehr Höhe als der dorische ;
doch schwindet ersterer gleichmäfsig mit der abnehmenden Säulenhöhe bis
auf einen halben Durchmesser (bei 15 füfsiger Säulenhöhe). An den griechisch
jonischen Monumenten ist der Architrav immer viel höher — am Tempel der
Minerva Polias und demjenigen am Ilissus einen ganzen Durchmesser — und
der Fries hat mit ihm gleiche Höhe. Das korinthische Gebälke soll entweder
von der jonischen oder dorischen (!!) Ordnung entlehnt werden. Die Tri-
glyphen etc. möchten gut zu den korinthischen Säulen passen.
Der gegen alle Vernunft streitenden Vorschrift — dafs man die Flächen des
Gebälkes und Giebelfeldes nicht senkrecht stellen, sondern vorwärts neigen
soll — habe ich schon in meiner Schrift erwähnt, wie noch anderer ähnlicher
B.egeln.
Diefs mag als BeAveis genügen, dafs die griechischen Monumente und
Vitruvs Vorschriften himmelweit von einander verschieden sind. Die Ursache
ist, sage ich nochmals: weil Vitruv theils die Baukunst seiner Zeit und nicht
die griechische darstellen wollte, theils weil er letztere auch zu wenig kannte
und überhaupt zu wenig Künstler war. — — Nach dieser Abschweifung folgt
die Fortsetzung meiner Vertheiditrumr ire^en Hirt.
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