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DIE POLITISCHE UND MILITÄRISCHE BEDEUTUNG usw. 131
er nicht zurück; er übernachtete deshalb dort, wohin er gekommen
war und ließ die Vorhut dementsprechend vorrücken1).
Während der Beratschlagung über den großen französischen Ein-
fall in Flandern 1382 widersetzt sich der Rittersinn fortwährend der
Kriegskunde. „Se nous querons autres chemins que le droit“ führt
man gegen die Ratschläge von Clisson und Coucy an, um auf un-
erwarteten Umwegen einzudringen, „nous ne monsterons pas que
nous soions droites gens d’armes2).“ Ebenso geht es bei einem Ein-
fall von Franzosen an der englischen Küste bei Dartmouth 1404. Der
eine Anführer, Guillaume du Chätel, will den Engländern in die Flanke
fallen, da sich diese durch einen Graben auf dem Strand geschützt
haben. Aber der Sire de Jaille nennt die Verteidiger eine Truppe
Bauern; es würde eine Schande sein, solchen Gegnern aus dem Wege
zu gehen; er spornt die anderen an, sich nicht zu fürchten. Dies Wort
trifft Du Chätel ins Fleisch: „Das sei dem edlen Herzen eines Bretonen
ferne, daß er sich fürchten werde; nun werde ich, obschon ich eher
den Tod als den Sieg voraussehe, das unsichere Glück in die Schranken
fordern.“ Er fügt noch das Gelübde hinzu, daß er nicht um Gnade
bitten wird, greift darauf an, und fällt selbst, während seine Truppe
völlig besiegt wird3). Auf dem Zug nach Flandern ist stets ein großes
Gedränge, um in die Vorhut zu kommen; ein Ritter, der mit der Nach-
hut beauftragt wird, sträubt sich hartnäckig dagegen4).
Die eigentlichste Anwendung des Ritterideals auf den Krieg be-
stand in den verabredeten Aristien, sei es von zwei Kämpfenden
oder von Gruppen gleicher Zahl. Der bekannteste Fall ist der be-
rühmte Combat des Trente, der 1351 bei Ploermel in der Bretagne
zwischen 30 Franzosen unter Beaumanoir und einer Gruppe von Eng-
ländern, Deutschen und Bretonen ausgefochten wurde. Froissart fand ihn
außerordentlich schön, aber bemerkt dennoch zum Schlüsse: „Li aucun
le tenoient ä proece, et li aucun ä outrage et grant outrecuidance 5).“
*) Lefevre de S. Remy, I, p. 241.
2) Froissart, XI, p. 3.
3) Rel. de S. Denis, III, p. 175.
4) Froissart, XI, p. 24ff.; VI, p. 156.
6) Ib. IV, p. 110, 115. Andere ähnliche Gefechte z. B. Molinier, Sources,
IV, no. 3707; Molinet, IV, p. 294.

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