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MAGNESIA AM MAEANDER.

VON

CARL HUMANN.

Der lange Gebirgszug, der unter dem Gesamtnamen Messogis von Osten nach
Westen zwischen den Flüssen Mäander und Kaystros sich hinzieht, macht in der Nähe
von Ephesos eine kurze Wendung nach Süden, um dann wieder die Ost-West-Richtung
einzunehmen, worauf er als Kap Mykale am Meere endigt. In seinem kurzen südlichen
Laufe stößt das Mossogis-Gebirge, das hier den Namen Paktyas führt, nach Osten hin einen
nur 6 Kilometer langen, ziemlich schmalen, 510 Meter hohen Ausläufer von sich, den
Thorax. An dessen Nordseite, und zwar an seinem Ende liegt die Stadt Magnesia, die
Bergabhänge bis zur Scheitellinie und einen Teil ücr Ebene füllend. Die Stadt schaute
somit nach Norden in die kleine, durch die eigentümliche Gebirgsbildung entstandene Ebene
und drehte, wenn mau sich so ausdrücken darf, dein Mäander den Rücken.

An dieser Stelle lag in ältester Zeit ein Heiligtum der Artemis, die hier den Bei-
namen Leukophryene führte und ursprünglich wohl identisch mit der großen phrygischen
Göttermutter Kybele war. Die Stadt Ms%nesia lag damals vielleicht eine Stunde weit ent-
fernt von hier in der Ebene am Mäander. Man weiß von dieser Stadt nur, daß sie
625 v. Chr. von den Kleinasien überflutenden nordischen Barbaren zerstört wurde, ein
anderes Mal .").'!<) durch .Mezares, den Feldherrn des Kyros, und daß 460 Themistokles dort
starb, dem die Stadt vom Perserkönige geschenkt war. Strabo erwähnt ausdrücklich, daß
Themistokles in jenem, zu seiner Zeit nicht mehr vorhandenen Magnesia gelebt habe. Seit-
dem nun wurde» jenes Magnesia, von dem heute keine Spur mehr bekannt ist. aufgegeben,
sei es. weil seine Lage in der Ebene der Verteidigung wenig günstig war, sei es, weil die
Überflutungen und das stets wachsende Alluvium des Mäanders dazu zwangen, und die
Bewohner siedelten in die Nähe des Artemis-Heiligtums über, wo sie das neue Magnesia
bauten. \V. .ludeich legt diesen Vorgang in das Jahr 400 v. Chr. In der Tat geht keine
der städtischen Anlagen, als Befestigungsmauern, Agora. Theater. Stadion, ins 5. Jahrhundert
zurück, ebensowenig irgend eine Inschrift.
 
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