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Französische Untersuchungen.

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Von neuem kam die Forschung in Fluß, als die Architekten Texier und Clerget im
Auftrage der französischen Regierung die Ruinen des Artemisions im Herbste 1842 unter-
suchten. In seinem großen Werke über die Denkmäler Kleinasiens verzichtete Texier1),
auf die Bauwerke von Magnesia a. M. einzugehen, indem er es Clerget überließ, sie in einer
besonderen Veröffentlichung zu behandeln. Clerget stellte seine Zeichnungen 1844 in Paris
aus; von der weiteren Bearbeitung des Gegenstandes scheint er aber abgekommen zu sein.
Dafür übernahm es Rochette2), die beteiligten Kreise über die Studien Clcrgets zu unter-
richten, und teilte wenigstens den Grundriß des Tempels und seines Bezirks nach der
Wiederherstellung Clergets mit, in welcher die Säulen, die Leake im Pteron hinzugesetzt
hatte, beseitigt sind. Die französischen Ausgrabungen betrafen nur das Artemision; sie
waren jedoch von zu kurzer Dauer, um schon damals zu erschöpfenden Ergebnissen vor-
zudringen. Über die Gestalt der Cella wurde kein Aufschluß gewonnen, und die Voraus-
setzung, daß der Zugang an der Ostfront gelegen habe, zog mancherlei Mißverständnisse
nach sich. Clergets Zeichnungen gelangten aus seinem Nachlaß in den Besitz der Bibliothek
der Ecole des Beaux-Arts in Paris3). Sie stellen sämtliche Bauwerke von Magnesia dar
mit Ausnahme des Theaters; fast durchweg sind es die am Orte aufgenommenen Hancl-
skizzen, die gerade darum um so wertvoller sind, obgleich zu bedauern ist, daß sie meist
der erläuternden Bemerkungen entbehren.

Von den Amazonenkämpfen, die den Fries des Artemisions schmückten, wurden von
der Texierschen Expedition so zahlreiche Stücke ausgegraben, daß mehr als ein Drittel der
Länge des Frieses sowie auch einige ornamentierte Baustücke nach Paris übergeführt werden
konnten. Im Loiivrc aufgestellt, bereiteten sie eine arge Enttäuschung, da man ihre Derb-
heit mit den Anschauungen, die man sich von der Schönheit der griechischen Werke ge-
bildet hatte, nicht zu vereinen wußte. Trotz Clergets Versicherung, daß die Marmorblöcke
des Frieses einen vom Ganzen nicht zu trennenden Teil der ursprünglichen Konstruktion
bildeten und somit der Fries, wie man auch über ihn urteilen möge, mit dem von Hermo-
genes errichteten Bauwerk gleichzeitig sei, entschied sich Rochette4), zwei Epochen anzu-
nehmen, indem er als Bauzeit des Tempels wohl das Zeitalter Alexanders zulassen wollte,
in der Vollendung des Frieses aber eine der letzten Äußerungen der antiken Kunst zu er-
kennen glaubte, die vielleicht vom Fanatismus Julians geleitet war. Graf v. Chirac, der
die Friesstücke in Stichen veröffentlichte, dabei sich nicht enthalten konnte, sie zu ver-
schönern und ihre Mängel zu unterdrücken, hielt die besseren Teile keinesfalls für älter,
als die Zeit des Tiberius, alle anderen gleichfalls aus der späten Kaiserzeit5). Ludwig

') Gh. Texier, Description de l'Asie Mineure. Bd. 111, Paris 1849, S. 33—112.

2) Eaoul Eochette, Oonsiderations archeologiqu.es et architectoniques sur le temple de Diane
Leukophryne recemment decouvert ä Magnesie du Meandre. Journal des savants, Paris, Oktober und
November 1845.

3) Im Sammelbande von Ansichten aus Kleinasien, E. 15, No. 1403, vol. 87. Nicht alle Blätter be-
treffen Magnesia; einige gehören zu Ephesos und anderen benachbarten Orten. -- Einige Angaben über
Jacques Jean Clerget, der 1808—77 lebte, in Bauchais Dictionnaire, S. 626.

4) A. a. 0. S. 651.

5) C'a F. de Clarac, Musee de sculpture antique et moderne. Bd. II, 2. Teil. Paris 1841.
Taf. 117«-—■' und S. 1193 und 1225 ff.



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