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Robert, Carl
Hallisches Winckelmannsprogramm (Band 23): Der müde Silen: Marmorbild aus Herculaneum — Halle a.S., 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.12728#0006
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Nach Paderni.

Ich selbst habe das Gemälde zuerst im Jahre 1874 genau untersucht und, so oft ich später wieder
nach Neapel gekommen bin, nie versäumt die Untersuchung zu wiederholen.

Trotz der sehr weit vorgeschrittenen Zerstörung erkennt man, dass Deckfarben reichlich an-
gewandt waren. Vollständig bemalt waren an den menschlichen Figuren Gewänder und Schmucksachen,
Haar und Bart, ferner der Esel und das landschaftliche Beiwerk, also die beiden Bäume und das
Götterbild mit seiner Basis. Dagegen habe ich an den nackten Theilen der Figuren Spuren von Deck-
farbe nicht constatiren können. Von der Strichschattirung hingegen scheint in ausgiebiger Weise
Gebrauch gemacht zu sein. Deutliche Reste lassen sich noch am Gesicht der rechts stehenden Frau
und am Schlüsselbein des sitzenden Mannes erkennen.

Wenden wir uns nun zur Prüfung der einzelnen Figuren und beginnen mit der Gruppe zur
Rechten. Den sitzenden Mann lässt Paderni mit erhobenem Arm nach oben deuten. Dass hier ein
Missverständniss vorliege, konnte schon der Umstand zeigen, dass dieser Arm in einem Aermel steckt,
während die Figur im Uebrigen bis auf das um die Lenden geschlungene Pantherfell — Gerhard spricht
irrthümlich von einem Ziegenfell — nackt ist. In der That hat Gerhard in diesem vermeintlichen Arm
ein Trinkhorn erkannt, das allerdings ungewöhnlich tief gehalten wird, so dass sein unterer Rand
fast das Kinn berührt. Die Richtigkeit von Gerhards Beobachtung ist von allen, die nach ihm das
Bild geprüft haben, bestätigt worden. Auch den Contur des dieses Trinkhorn haltenden Armes hat
 
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