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Robert, Carl
Hallisches Winckelmannsprogramm (Band 23): Der müde Silen: Marmorbild aus Herculaneum — Halle a.S., 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.12728#0007
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Nach Jorio.

Gerhard richtig gesehen, aber Jorio glaubte fälschlich auch einen Theil des Oberarmes zu erkennen
und, da er mm auch noch die linke Schulter zu weit nach vorn setzte, erhielt die Figur bei ihm
eine verrenkte Haltung und ein beinahe verkrüppeltes Aussehen. Ton der Hand sind bei Jorio drei
Finger gezeichnet, während Gillieron nur einen, den kleinsten, zu erkennen vermochte. "Von diesem
Arm scheint auch Paderni den inneren Contur gesehen, ihn aber fälschlich für den äusseren Contur
des Armes der stehenden Frau gehalten zu haben. In den Zwischenraum zwischen Arm und Brust
zeichnet derselbe Paderni den abgewandten Kopf eines Knaben, offenbar getäuscht durch die Linie
des erhobenen Kinnes und des Halses des sitzenden Mannes, die in der That eine entfernte Aehnlichkeit
mit dem Umriss eines Schädels hat.10) Die Schraffirung der rechten Brustseite hielt er für Haare, der
untere Theil der Brust erschien ihm als der Rücken des Knaben, während Hals und Schulter lediglich
auf Phantasie beruhen. Einmal in dieser Täuschung befangen hat er dann die linke Hand des Sitzenden
mit gespreizten Fingern gezeichnet. Offenbar denkt er sie sich auf dem Rücken des Knaben ruhend.
So entsteht eine Gruppe, in der sich zur Xoth ein Pädagoge mit seinem Zögling erkennen lässt und
natürlich auch erkannt worden ist. Allerdings scheint die Hand nicht so fest geschlossen zu sein,

10) Gerhard irrt gewiss, wenn er annimmt, Paderni habe den Schlauch für einen Knaben gehalten. Das ist ein-
fach ein Ding der Unmöglichkeit.

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