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nicht identisch ist das Arrangement des Mantels bei der Tochter des Iobates auf der Capuaner Vase in
Winterthurn) und bei der von Furtwängler „das Mädchen mit dem Fächer" getauften, ehemals
Sabouroffschen Tanagräerin12). Beide Figuren bilde ich weiter unten ab. Man hat sich wohl vor-
zustellen, dass auch die Frau auf unserem Bilde ihren Mantel ursprünglich in ähnlicher AVeise drapirt
hatte, jetzt aber die Hauptmasse auf den Rücken geworfen hat, um beide Arme frei zu haben. Den
unterhalb des linken Ellenbogens wieder sichtbar werdenden Theil des Mantels hat Paderni zum Unter-
gewand gezogen, Jorios Zeichner hat ihn für einen Theil des Aermels gehalten. Bei Paderni verhüllt der
über den Kopf gezogene Manteltheil auch Kinn und Mund, ein Motiv, das sich allerdings öfters bei
Terrakotten findet13), auf unserem Bilde indessen, wie noch heute der Augenschein lehrt, nicht beliebt
war und auch mit der dargestellten Handlung kaum in Einklang stehen würde. Die Haarbinde ist
schon in den beiden älteren Publicationen richtig wiedergegeben. Das Gesicht stellt bei Jorio zu sehr
im Profil, bei Paderni zu sehr in Dreiviertel. Die halbverlorene Ansicht des rechten Auges, wie sie
Gillierons Copie wiedergiebt, wird sich als besonders charakteristisch für die Kunststufe des Bildes
herausstellen. Yon der linken auf der Schulter des Sitzenden ruhenden Hand hat Paderni auch den
Daumen gezeichnet, der sich wenigstens heute nicht mehr erkennen lässt und auch bei Jorio fehlt.
Die rechte Hand wollten Heibig und Heyclemann am unteren Ende des Trinkhorns entdecken. So
sehr dies Motiv, das Unterstützen des schweren Trinkgeräthes, sowohl zu der Situation als zu der Haltung
der Figur passen würde und so wahrscheinlich es mir ist, dass es wirklich einst vorhanden war, so
ist es mir doch niemals gelungen, auf dem Bilde eine Spur von dieser Hand zu entdecken.
Das Reitthier in der Gruppe links hat Paderni irrthümlich als Pferd gezeichnet, indem er
offenbar das gesenkte linke Ohr für die Mähne hielt und das rechte ganz übersah. Dass es ein Esel
ist, hat wieder zuerst Gerhard constatirt. Die mit dem Rücken an das Thier gelehnte weibliche Figur
trägt einen grünen Chiton mit geknöpften Aermeln und einem breiten röthlichen Streifen am untern
Saum, darüber einen violetten Mantel, der die rechte Brust freilässt, aber mit einem Zipfel noch auf
dem rechten Unterarme ruht. Die ursprüngliche Drapirung ist also wohl etwas in Unordnung gerathen,
und man wird vermuthen dürfen, dass der jetzt in Gestalt eines Dreiecks herabfallende Theil vorher
in ähnlicher Weise über den Hinterkopf gezogen war, wie bei der Frau in der Gruppe rechts. Ganz
wie diese trägt sie im Haar eine Binde, die von Paderni fälschlich als Stephane gezeichnet ist und auch
bei Jorio einer solchen ähnelt. Gerhard wollte sogar eine Strahlenkrone sehen, wohl der einzige
sachliche Irrthum, der ihm bei der Beschreibung dieses Bildes begegnet ist. Einige Schwierigkeit
macht es, die Armhaltung dieser Figur zu ermitteln. Bei Jorio fehlt der rechte Unterarm ganz, offenbar
dachte sich der Zeichner, dass er hinter dem Hals des Esels verschwinde. Bei Paderni ruht er auf
dem Hals des Thieres und die geballte Hand scheint das Ende des Zügels zu halten. Hierzu stimmt Ger-
hards Beschreibung, und wenigstens die Lage des mit einer Spange geschmückten Unterarms wird durch
u) Wiener Vorlegeblätter Ser. VIII Tat. XI 1.
12) Furtwängler Sammlung Sabouroff II Taf. 104.
13) Furtwängler a. 0. II Taf. 103. 105. Nach dem Kritiker Herakleides ist diese Drapierung des Mantels charak-
teristisch für die thebanischen Frauen, FHG II p. 257 fr. 59, 9.
nicht identisch ist das Arrangement des Mantels bei der Tochter des Iobates auf der Capuaner Vase in
Winterthurn) und bei der von Furtwängler „das Mädchen mit dem Fächer" getauften, ehemals
Sabouroffschen Tanagräerin12). Beide Figuren bilde ich weiter unten ab. Man hat sich wohl vor-
zustellen, dass auch die Frau auf unserem Bilde ihren Mantel ursprünglich in ähnlicher AVeise drapirt
hatte, jetzt aber die Hauptmasse auf den Rücken geworfen hat, um beide Arme frei zu haben. Den
unterhalb des linken Ellenbogens wieder sichtbar werdenden Theil des Mantels hat Paderni zum Unter-
gewand gezogen, Jorios Zeichner hat ihn für einen Theil des Aermels gehalten. Bei Paderni verhüllt der
über den Kopf gezogene Manteltheil auch Kinn und Mund, ein Motiv, das sich allerdings öfters bei
Terrakotten findet13), auf unserem Bilde indessen, wie noch heute der Augenschein lehrt, nicht beliebt
war und auch mit der dargestellten Handlung kaum in Einklang stehen würde. Die Haarbinde ist
schon in den beiden älteren Publicationen richtig wiedergegeben. Das Gesicht stellt bei Jorio zu sehr
im Profil, bei Paderni zu sehr in Dreiviertel. Die halbverlorene Ansicht des rechten Auges, wie sie
Gillierons Copie wiedergiebt, wird sich als besonders charakteristisch für die Kunststufe des Bildes
herausstellen. Yon der linken auf der Schulter des Sitzenden ruhenden Hand hat Paderni auch den
Daumen gezeichnet, der sich wenigstens heute nicht mehr erkennen lässt und auch bei Jorio fehlt.
Die rechte Hand wollten Heibig und Heyclemann am unteren Ende des Trinkhorns entdecken. So
sehr dies Motiv, das Unterstützen des schweren Trinkgeräthes, sowohl zu der Situation als zu der Haltung
der Figur passen würde und so wahrscheinlich es mir ist, dass es wirklich einst vorhanden war, so
ist es mir doch niemals gelungen, auf dem Bilde eine Spur von dieser Hand zu entdecken.
Das Reitthier in der Gruppe links hat Paderni irrthümlich als Pferd gezeichnet, indem er
offenbar das gesenkte linke Ohr für die Mähne hielt und das rechte ganz übersah. Dass es ein Esel
ist, hat wieder zuerst Gerhard constatirt. Die mit dem Rücken an das Thier gelehnte weibliche Figur
trägt einen grünen Chiton mit geknöpften Aermeln und einem breiten röthlichen Streifen am untern
Saum, darüber einen violetten Mantel, der die rechte Brust freilässt, aber mit einem Zipfel noch auf
dem rechten Unterarme ruht. Die ursprüngliche Drapirung ist also wohl etwas in Unordnung gerathen,
und man wird vermuthen dürfen, dass der jetzt in Gestalt eines Dreiecks herabfallende Theil vorher
in ähnlicher Weise über den Hinterkopf gezogen war, wie bei der Frau in der Gruppe rechts. Ganz
wie diese trägt sie im Haar eine Binde, die von Paderni fälschlich als Stephane gezeichnet ist und auch
bei Jorio einer solchen ähnelt. Gerhard wollte sogar eine Strahlenkrone sehen, wohl der einzige
sachliche Irrthum, der ihm bei der Beschreibung dieses Bildes begegnet ist. Einige Schwierigkeit
macht es, die Armhaltung dieser Figur zu ermitteln. Bei Jorio fehlt der rechte Unterarm ganz, offenbar
dachte sich der Zeichner, dass er hinter dem Hals des Esels verschwinde. Bei Paderni ruht er auf
dem Hals des Thieres und die geballte Hand scheint das Ende des Zügels zu halten. Hierzu stimmt Ger-
hards Beschreibung, und wenigstens die Lage des mit einer Spange geschmückten Unterarms wird durch
u) Wiener Vorlegeblätter Ser. VIII Tat. XI 1.
12) Furtwängler Sammlung Sabouroff II Taf. 104.
13) Furtwängler a. 0. II Taf. 103. 105. Nach dem Kritiker Herakleides ist diese Drapierung des Mantels charak-
teristisch für die thebanischen Frauen, FHG II p. 257 fr. 59, 9.