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Grohmann, Johann Gottfried [Hrsg.]
Ideenmagazin für Liebhaber von Gärten, englischen Anlagen und für Besitzer von Landgütern — 1797-1798 (Heft 13 -18)

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https://doi.org/10.11588/diglit.17634#0033
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Tab. I.

D as auf diesem Blatte vorgestellte Gebäudchen ist Franklins Luftbad. Ueber den
medicinischen Werth dieser Erfindung wird man hier weder etwas erwarten noch ver-
langen, da wir das Gebäudchen blofs als einen Gegenstand betrachten, wodurch man
irgend eine landschaftliche Scene verschönern, und sich einen angenehmen Aufenthalt
für Stunden bereiten kann. Und gewährt das Gebäudchen in einiger Entfernung kei-
nen Übeln Anblick, erquickt in demselben die wehende Luft und die Frischbeit des
Schattens , so haben wir das erreicht, was wir zunächst dadurch zu erreichen
suchten.

Das Gebäudchen ist achteckicht, und die ganzen Wände bestehen aus Jalou-
sien, wovon auch die Thüre, die auf der Zeichnung ganz offen steht, nicht ausge-
nommen ist, damit man sich, der Wind komme von welcher Seit' er wolle, ei-
nen angenehmen Zug der Luft bereiten kann, der durch die gröfsere oder kleinere
Oeffnung der Jalousien vergröfsert oder vermindert werden kann. Sind auch alle Ja-
lousien zugezogen, so fällt doch durch die doppelte Laterne des runden Strohdachs
hinlängliches Licht in das Cabinet.

Soll das Gebäudchen nicht alle Wahrscheinlichkeit der Bestimmung verlieren,
so mufs es in einer ziemlich freien Gegend stehen, damit es dem Zuge der Luft
von allen Seiten ausgesetzt fei. Seinen besten Standplatz würd' es vielleicht auf einer
Art von kleinen Halbinsel, in ziemlicher Entfernung von dem Hauptgebäude des Gar-
tens, finden. Die kleine See um dasselbe war hie und da mit munterm Strauch-
werk bekleidet, und das Auge gleitete über eine weite Rasenfläche, durch zierliche
Baumgruppen unterbrochen, hin. Ein prächtiges Gebäude dürfte in der Ferne durch
eine schmale Oeffnung der Gehölze höcliltens nur hervorblicken.

Auf demselben Blatte befinden sich zwei ganz neue Gartenftühle im Gothi-
schen Geschmack, Fig. a und b. Die Atisschweifung oder Biegung der Lehne und
Füfse zeigt Fig. c. Das unter Fig. d vorgestellte Gartensofa für zwei Personen ist so
eingerichtet, dafs man, ohne es umzukehren, die hintere und vordere Aussicht ge-
niefsen kann. Die Lehne nämlich ist beweglich, und dreht sicli auf Fig. e. um den
Wirbel in f fo herum, dafs die vordere Seite des Sofas mit leichter Mühe zur hin-
tern gebracht werden kann.

Tab. IL

In einer abgelegenen wilden Gegend, die man nicht verschönern, aber bis-
weilen doch in ihrer Roheit und Wildheit geniefsen will, wird das kunstlose Ob-
dach, das wir auf diefem Blatte liefern, vielleicht am rechten Platze sein. Es Itützt
sich vorn auf zwei Bäume, und hinten an eine Felsenwand, und hat unter sich eine
Rasenbank. Die Gegend umher darf weder freundlich, noch zu beiden Seiten aus-
gebreitet feyn. Fliefst ein Bach vorbei, so verhüte man, dafs er keine ftark rau-
schenden Wasserfälle bilde. \

Auf demselben Blatte befindet sich eine Laube, mit Weinreben umzogen, in
derselben ein Altar mit einem Körbchen voll abgeschnittener Blumen, zum beliebigen
Gebrauch der Luftwandler, die im Sommer und Herbst Früchte in demselben finden.
Man nennt diefs eine Attrape des Gärtners.
Nro. XIV. I
 
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