Ta h. I.
Wir haben es uns schon in mehrern vorhergehenden Heften zur Pflicht gemacht,
unsern Lesern bei Gelegenheit einige theoretische Winke über die schöne Gartenkunst
mitzutheilen, und tragen bei Veranlassung des auf diesem Blatte vorgestellten Baumes,
an welchem eine Art von Balcon, zu dem man auf einer Treppe von Rasen hinan
steigt, angebracht ist, kein Bedenken, etwas über den Gebrauclt, den der Gartenkunst-
ler von einzelnen oder zusammen gruppierten Bäumen machen kann, zu sagen.
Ein einzelner, für sich und allein stehender Baum kann schon, an und für sich
selbst betrachtet, für den Gartenkünstler fehr interessant fein, da Bäume die vorzüglich-
sten Mittel sind, deren er sich zu seinen Gemählden bedient. Niemand hat die Vortheile,
welche der Gartenkünstler zur Verschönerung seines Werkes von den Bäumen zieht, kür-
zer und schöner dargestellt, als der Abt de Lille zu Anfange des zweiten Gesanges;
wir erlauben uns daher folgende Stelle:
Durch seinen Wuchs, der Locke leiclites Wallen,
Sein unvergleichliches Geivand,
Durch seine Blüth' und Frucht glänzt vor den lleitzen allen
Und all dem Schmucke, der verschöntes Land
Umringt, der Baum, sein erster Diamant*
Dem Auge mehr noch zu gefallen,
Wie viel Gestalten nimmt er an!
Unförmlich läfst er dort, um Staunen zu ■erwecken,
Die Paesenarme sich nach allen Winden strecken,
Hier schwingt er sich zur WolkenbaJin
Mit Leichtigkeit empor. Ich sehe mit Entzücken
Liier seine Grazie, dort seine Majestät.
Er zittert hier, wenn nur ein Lüftchen weht,
Und sträubt sich dort, wenn ihn die Stiirme niederdrücken.
•Wenn ein Orkan ergrimmt, Hin zu zerstücken;
Sein Knotenstamm, sein starker Wipfel bläht
Dem Sturm entgegen sich. — So stemmt den Schlaga.
Des Schicksals sich ein Heid entgegen. —
Bald ist er roher Zögling der Natur,
Bald trägt er schon der feinern Bildung Spur,
Läfst bald nach Willkühr sich die Aeste niederlegen .
Bald richtet er mit Würde sie empor;
Ein wahrer Proteus unter den Gestäuden
Verwandelt er, mit immer neuem Flor
Das mütterliche Land zu kleiden,
So wie die Jahreszeiten scheiden
Und wiederkehren, sichtbar'Uch
An Stamm und Binde, Frucht und Laubwerk skh.
jNo. XTII. «
Wir haben es uns schon in mehrern vorhergehenden Heften zur Pflicht gemacht,
unsern Lesern bei Gelegenheit einige theoretische Winke über die schöne Gartenkunst
mitzutheilen, und tragen bei Veranlassung des auf diesem Blatte vorgestellten Baumes,
an welchem eine Art von Balcon, zu dem man auf einer Treppe von Rasen hinan
steigt, angebracht ist, kein Bedenken, etwas über den Gebrauclt, den der Gartenkunst-
ler von einzelnen oder zusammen gruppierten Bäumen machen kann, zu sagen.
Ein einzelner, für sich und allein stehender Baum kann schon, an und für sich
selbst betrachtet, für den Gartenkünstler fehr interessant fein, da Bäume die vorzüglich-
sten Mittel sind, deren er sich zu seinen Gemählden bedient. Niemand hat die Vortheile,
welche der Gartenkünstler zur Verschönerung seines Werkes von den Bäumen zieht, kür-
zer und schöner dargestellt, als der Abt de Lille zu Anfange des zweiten Gesanges;
wir erlauben uns daher folgende Stelle:
Durch seinen Wuchs, der Locke leiclites Wallen,
Sein unvergleichliches Geivand,
Durch seine Blüth' und Frucht glänzt vor den lleitzen allen
Und all dem Schmucke, der verschöntes Land
Umringt, der Baum, sein erster Diamant*
Dem Auge mehr noch zu gefallen,
Wie viel Gestalten nimmt er an!
Unförmlich läfst er dort, um Staunen zu ■erwecken,
Die Paesenarme sich nach allen Winden strecken,
Hier schwingt er sich zur WolkenbaJin
Mit Leichtigkeit empor. Ich sehe mit Entzücken
Liier seine Grazie, dort seine Majestät.
Er zittert hier, wenn nur ein Lüftchen weht,
Und sträubt sich dort, wenn ihn die Stiirme niederdrücken.
•Wenn ein Orkan ergrimmt, Hin zu zerstücken;
Sein Knotenstamm, sein starker Wipfel bläht
Dem Sturm entgegen sich. — So stemmt den Schlaga.
Des Schicksals sich ein Heid entgegen. —
Bald ist er roher Zögling der Natur,
Bald trägt er schon der feinern Bildung Spur,
Läfst bald nach Willkühr sich die Aeste niederlegen .
Bald richtet er mit Würde sie empor;
Ein wahrer Proteus unter den Gestäuden
Verwandelt er, mit immer neuem Flor
Das mütterliche Land zu kleiden,
So wie die Jahreszeiten scheiden
Und wiederkehren, sichtbar'Uch
An Stamm und Binde, Frucht und Laubwerk skh.
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