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Grohmann, Johann Gottfried [Editor]
Ideenmagazin für Liebhaber von Gärten, englischen Anlagen und für Besitzer von Landgütern — 1797-1798 (Heft 13 -18)

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https://doi.org/10.11588/diglit.17634#0047
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Tab. I.

"Wenn es einer der ersten Grundsätze der Kunst ist, jedem Kunstwerke Leben uiul
Bewegung zu geben, so wird man in der Gartenkunst, die der Mittel, diesen
Zweck zu erreichen, so Arenig hat, von dem allen, was mit der Natur derselben
zur Erreichung dieses Zweckes übereinstimmt, Gebrauch machen müssen. Und Avas
harmoniert mit dem jetzigen in der Gartenkunst herrschenden Style besser, als alles
das, Avas den Lustwandler an eine angebaute und von glücklichen Landbewohnern
belebte Landschaft erinnert? Partien, die einen Theil der Oeconomie des Landman-
nes ausmachen, werden also, Avenn sie gut gewählt, und am rechten Orte ange-
bracht; sind, ihre Wirkung nie verfehlen.

Wir liefern daher auf diesem Blatte einen kleinen Beitrag zur Verschönerung
einer ländlichen Partie in diesem Sinne — ein Tauben - Hühner - und Vogelhaus,
das vermöge seiner leichten und gefälligen Compositum, und vermöge seiner Bestim-
mung, wenn es nicht in den Bezirk eines Meierhofes aufgenommen wird, eine
Scene von freundlichem Charakter erfordert. Sanft A'erbundene Gruppen von Bäumen
und Gesträuchen, ein kleiner See in der Nähe, eine schöne grüne Wiese, und Aon
einer Seite Avenigstens eine Aussicht auf Kornfelder Averden eine für dieses Gebäud-
chen glückliche Scene bilden. Zunächst um das Haus herum zieht sich ein kleiner
Hof, mit leichtem GattcrAverk umschränkt, Avorin die Hühner, Gänse, Enten, ihre
freien Spiele treiben können. Aus dem untersten Stockwerk, Avorin sich die genann-
ten Gattungen A7on Vögeln befinden, führt eine Leiter durch eine Fallthüre in das
oben befindliche Behält nifs der Tauben. Die vier halbrunden Englischen Fenster
können mit senwärz angestrichenen Tafeln ausgesetzt werden, in welche, so wie
unter diesen Fenstern, Taubenhöher eingeschnitten sind.

Das Gebäude selbst kann von Ziegeln aufgeführt werden, und entweder an
jeder, oder nur an einer Seite eine Thüre erhalten.

Tab. IL

Die Singalesen, eine Völkerschaft auf der Insel Ceylon, nennen eine geAvisse
Baumgattung heilige Bäume, und umzäunen oder ummauern sie wie auf unserer
Zeichnung zu sehen. Unter uns herrschen keine Vorurtheile dieser Art, aber man-
cher Landbewohner hat darum nicht minder seinen heiligen Baum. Er wurde
vielleicht bei seiner Geburt gepflanzt, war der Zeuge des ersten Geständnisses der
Liebe, der geliebten Gattin des Landbewohners u. s. f. und wird nun dessen Lieb-
lingsplätzchen. Er umziehet ihn mit einer Basenbank, geniefst im Arme seiner Gat-
tin und unter den Spielen seiner Kinder hier die seligsten Augenblicke, und feiert
manches kleine Familienfest unter dem Schatten des heiligen Baumes.

Aber auch ohne irgend eine merlnvürdige unter einem Baume sich zugetra-
gene Begebenheit kann ein solcher durch die Schönheit seiner Belaubuug, die Dich»
Nro. XV. »
 
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