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chronologischer Folge - über seine künstlerischen Arbeiten berichtet. Von ihm ist bereits gelegentlich die Rede ge-
wesen. Er entstammte einer deutschen Familie: Sein Großvater Vitus war aus dem schwäbischen Ellwangen nach
Italien gezogen und als Soldat in die Dienste Großherzogs Ferdinando II. getreten. Aber schon sein Vater Giovanni
Zanobi war in Florenz geboren worden und hatte die Schwester des Anton Maria Biscioni geheiratet, des gelehrten
Bibliothekars der Laurenziana. Von diesem Manne, der selbst in der Malerei dilettierte, erhielten Lorenzo Maria und
sein jüngerer Bruder Anton Filippo den ersten Unterricht *59. Auch die weitere Ausbildung scheint sehr gründlich ge-
wesen zu sein. Nach einigen Jahren der Lehre bei Foggini schloß sich der zweiundzwanzigjährige Lorenzo Maria
1*720 endlich Soldani an. Er muß sich hier ausgezeichnet eingearbeitet haben und bald dem Münzmeister so unent-
behrlich geworden sein, daß er schon drei Jahre später die »sopravvivenza« auf das Amt des »Maestro de' Coni e
Custode della Zecca Vecchia« erhielt. In dieser Stelle blieb er bis in sein Alter. Doch sein Antrag auf Bestätigung, den
er nach dem Tode des Giovanni Gastone an den neuen Großherzog aus dem Hause Lothringen richtete, hat uns ge-
lehrt, daß selbst dieses Amt keine wirtschaftliche Sicherung bedeutete (S. 27). So erweiterte Lorenzo Maria schon aus
äußerlichen Gründen den Umkreis seines Schaffens im Laufe der Jahre immer mehr. Als Münzmeister oblag ihm die
Herstellung der Prägestempel. $ 2 große und 200 kleine »Punzoni« hat er allein für die Florentiner Münzstätte ge-
schnitten. In dieser Funktion ist er auch für die Republik Lucca tätig gewesen*^. Doch muß er die Technik des
Schneidens in Stahl virtuos entwickelt und zu selbständigen kleinen Bildnissen sowie figürlichen Szenen benutzt
haben. In seiner Vita berichtet er darüber. Ergänzend dürfen wir den Brief heranziehen, den Gabhurri im Jahrei 73 2
an Pierre Mariette nach Paris schrieb und in dem es über Weher heißt: »Lavora mirabilmente in acciaio di bassorilievo,
frutte e cartellami, e sopra tutto e degno di una stima distinta per copiare in acciaio in piccolo rilievo gl'intagli antichi "A«
Wenn sich aber im allgemeinen die Florentiner Bildhauer der Zeit nicht auf die Monumentalskulptur beschränkten,
sondern sich fast alle vorübergehend der Medaille zuwandten, so suchte Weber umgekehrt von den kleinformatigen
Münzen und Intaglio-Arbeiten zur großen Figuralplastik zu gelangen. Die Vita von 1733 zeigt, daß er eben zu diesem
Zweck Modelle von den Erben des Ferdinando Tacca und aus dem Nachlaß des Soldani erworben hatteVon der-
artigen großformatigen Abgüssen nach fremden Vorlagen - wenn sie überhaupt geschaffen wurden - ist freilich eben-
sowenig auf uns gekommen wie von seiner gelegentlichen Betätigung als Steinbildhauer. Selbst aber von einer
Tätigkeit als Meister der figürlichen Kleinplastik - »scultore in bronzo« wird er in den Akten der Akademie wieder-
holt genannt*^ - gewinnt man nur schwer eine Vorstellung, obwohl unter den Auftraggebern, die er aufzählt, kaum
ein Name des toskanischen Adels fehlt. 1737 stellten die Brüder gemeinsam zwei bronzene Basreliefs im Klosterhof
der SS. Annunziata aus; von der »Samaritana« haben sich eine Wachsausformung und Nachbildungen in Porzellan
erhalten. Auch das »cavallo di bronzo« für Don Carlos läßt sich vielleicht mit Hilfe einer Porzellangruppe ermitteln
Doch reichen solche vereinzelten indirekten Zeugnisse so wenig zu einer Wertung des Künstlers aus wie der späte
Bronzedekor am Altar der Grabkapelle des Giovanni Bologna und die zugehörigen Leuchter*^.
ZM./.? So ist man allein auf die Medaillen angewiesen. Das vom Meister 1733 aufgestellte Verzeichnis enthält unter den
vierzehn Stücken auch die in der Vita beschriebenen Medaillons in Stahl, deren Verbleib nicht aufgeklärt werden
konnte. Es bleiben daher lediglich wenige Schaumünzen in Bronzeguß. Sie genügen jedoch, um Weber einen hohen
Rang in der Geschichte der Aorentinischen Medaille einzuräumenDie früheste Arbeit trägt die Jahreszahl 1726.
Sie ist für den Marchese Neri Corsini (den Jüngeren) geschaffen worden. Der spätere Kardinal war zu dieser Zeit
Kommandeur der großherzoglichen Kürassiergarde, in der Lorenzo Maria nachmals zur Aufbesserung seines Gehaltes
eine Planstelle erhielt. Die Medaille schließt stilistisch eng an die Vorbilder Soldanis an, zeigt aber einen Künstler im
vollen Besitz seiner Mittel. Das Bildnis ist zugleich individuell chrakterisierend und zum Typus gesteigert. Die Locken
der Perücke fallen dekorativ und doch gelöst über die Schultern; der reiche Schmuck des Brustpanzers ist fein ausge-
arbeitet. Die figürliche Rückseite benutzt geschickt Motive aus dem Werk des Lehrers; die gut modellierte Gestalt des
Herkules läßt sich etwa mit jener auf der für Ludwig XIV. gearbeiteten Medaille des Soldani vergleichen. Das im
ytM. Jahre 1730 entstandene Porträt des einundfünfzigjährigenGabburti ist schon als ikonographisches Dokument denk-
würdig. Der soeben zum Präsidenten der Akademie bestellte Cavaliere mit den noch jungen, offenen Zügen trägt
einen weiten Mantel mit Pelzbesatz. Unter dem locker geknüpften Halstuch ist das Kreuz des St. Stephansordens
sichtbar. Das Haar der Perücke Rattert leicht und ein wenig kokett zurück. Auch die Darstellung des Reverses mit

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