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Z l l u st r i r t e Kl e I t.

III


Ztörncrstrichk und Körnero Grab bei Wöbbelin.
Der Känyer der Freiheitskriege.
«Lin Brinnerungskl'aU zu Theodor Korners Iststjabrigent
Äckurlslag.
Bon
Moritz ^ilir.
(Bild S. t«S.>

ler, enthsilk. ES ist cin dem Andenken des Dichters
von .Leier und Schwert" geweihtes Pänjhcvn gewor-
dm, und ,ver cs bctiilt. dem ist cS. a!S umrausche
ihn der Fliigetschlag des seiner Fesseln entledigte!,
deutschen Adlerd, als spüre er den Hauch jener gcmstst-
gen Zcii. in tvclcher sich »ach Indre« stetster Schnmch,
ausgerüstet! von den lvgcisieruden, glühenden Pairiw
liriiiuS atiuenden Liedern seiner Sänger. das deutsche
Volt erinannte, um die srechen Eindringlinge mii
wuchtige« Lchiägcn zu züchtigen. ul» vcr«.:tuuc er
das geheimuisvatle Flüstern der laiche von 'Zttsbbclin.
linier welcher sie den Dichter zum ewige« Lchtaj gc-
bcitct twtun.
Der LcRnSgang Theodor Körners ist io kukamst.
das; es einer aussührlichc« Biographie nii dieser L ielle
mchl l>edars. Dennoch dilrsle sich zur Lnkulnrseier
seines Geburtstage» ciu kurzer Rückblick aus die Kni«
ivicklmig des DichKrsüuglmgs w»HI rechtfertigen. sei
es auch nur. um ans» neue die ulte WahrRit zu
bestätigen, dnsz der Genius der Kuust jedes Hindernis
iliurmiuder, um sich Bahn zu brechen.
Körners Vater war luriulsttich sächsischer Appctta-
lionSrat und seine Muller die Tachter einer nnmhaslcu
Leipziger Künstlers. des Kupserstcchct» Stock. Tlxodvr
>var anfangs ei« sehr jchniöchliches Kind, das keinerlei
desoiider« Tatcutc ,md Geiflc»gal-eu verriet. LLcit
später als bei seine« AtterSgeuosten entwickelten sich
seine Fäbigleiien, die sich hanplsächlich aus dar Stii-
diuni der beschichte . Mathematik und Naturkunde
richtete«. Eigeiilitmlich ist es, das, Körner schon als
Ktiade eitlen «nbczwi«gbam> A>idcru>itte« gcgcn die
sratizösischc Sprache hatte, während er in Griechisch,
Latein und ('««lisch rasche Fortschritte illachie.
Schau srühzcitig zeigte sich in dem Kinde Sm«
und Talent siir die Kunst: er zeichnete gut, fertigte
sehr zierliche DrechSIerardcitcn, ganz desan-ers al>er
tuachle sich eitie «roste Vorliebe silr Nlusik gellend.
Die Violine, später die Guilatic, tvaren feine Lieb-
tingsiiistruinenle, u«d aus letzterer drachle er es zu
einer bedeutenden Fertigkeit. »Seine Zither a«t Arm. dachte er
sich gern zurück in die .leiten der Troubadours," sagt der Dichter
t>. A. Tiedgc von ihm. Vor allein aber war es der Hang und
die Liebe zur Poesie, die den heranreiseudk» Knaben beseelte,
allein der praktische Sinn de» Vaters vermied cs nicht nur, den
Sohn zu ferneren dichterischen Versuchen auszuututttern, sondert,
er suchte ihn sogar von dcnjelbm abzulcnlcn z er hatte einen zu
hohen Vegrisf von der Knust, m« nicht sorgsätlig darüber zu
wachen, daß «icht bloszc Neigung mit echtem Verns verwechselt
werde.

mit Berlin, wo er sich vorzugsweise philosophische,! Studien
hingab. Um diese Zeit erschien der erst« Band seiner Ge-
dichte, .Knospen" betitelt, der eine sehr freundliche, aufmun-
icrndc Ausnahme sand. Rasch folgte« nun kleine dramatische
Merke ernsten und heiteren Inhalts: »Tie Brant", „Ter
grüne Domino", beide von Goethe sehr günstig beurteilt und von
ihm ans der Hasbühne zu Weimar zur Aufsührung gebracht;
ferner erschienen: .Der Nachtwächter". .Toni", .Die Sühne",
.Hedwig". .Rosamunde" und hierauf sei« dichterisch wertvollstes
Stück „Zriuh". da» er lrvl; seiner nun Akte in der kurzen Zeit
»on vier Wochen schuf. Das letztere Drama sand namentlich in
Wien stürmischen Beisa» und ward die Veranlassung, dnsz der
kaum zwanzigjährige Poet einen Rus als Hostheaterdichtcr nach
der österreichischen Kaijersladk erhielt.
Hier zog die Liebe in sein Herz: ein anmutiges Wesen, die
Schauspielerin Antonie Adam!>ekger. hatte cs ihm angcthan, und
aus seinen Wunsch kamen Körners Eltern nach Wien , priisten
seine Wahl nnd segneten sie.
Da erschien der lrerühmte Ausruf Friedrich Wilhelms III.:
.An mein Volk." Voll patriotischer Bcgcislerung eilte der junge
Dichter z» dcu Fahnen und schlich sich dem Lüizowschen Frei-
corps an. 'Nur wenige Kämpfer jener graue« Zeit haben dem
Vaterland« gleich Holz« Li vier gebracht wie Theodor Körner: er
vcrlicsz eine glänzende, zukunftsreiche Slellnng, die ihm Gold
und reiche Ehren cinlrug, er treimte sich von der heißgeliebten
Braut, und selbst die Large seiner l>e!aglcn Elter«, die banger
Ahnungen voll dcu einzigen Sohn ins Feld ziehen sahen, ver-
mochte ihn nicht zurüikzuhaltc«. .Jetzt. da ich weist, welche
Seligkeit in dicsem Lcbcn rcisc» kann," schrieb er an seinen
Vater, .seist, da alle Sterne meines Glücks in schöner Milde
auf mich nicdcrleuchlcn, jetzt ist cs, bei Gott, ein würdiges Gesühl,
das mich treibt; jetzt ist cs die mächtige llcberzeugung, das; kein
Opfer zu grvst sei für daß höchste menschliche Gut, siir feines
Volke» Freiheit. Eine grosse Zeit will groste Herzen, und ich
fühl' die Kraft in mir, eine Klippe sein zu könne« in dieser
Völkcrbrandung ich mutz hinaus nnd dem Wogensturm die
mutige Brust cnlgcgcndritekcn. Soll ich in scigcr Begeisterung
meinen siegenden Brüdern meinen Jubel nachlcieru? Ich weist,
Du wirst manche Unruhe erleiden müssen, di« Mutter wird
weinen - Gott tröste sie, ich kann'« euch nicht ersparen!"
Am l-'>. März 1813 verliest er Wien und vier Tage später
meldete er sich bei dem Major von Lichow in Breslau zum Ein-
tritt in dessen Truppe. Die Znsammcnsctzung derselben aus
Männer« und Jünglingen der gebildetsten Stande mutzte auf
den jugendlichen Kampsgenosscn eine unwiderstehliche Anziehungs-
kraft ausilbcn; alle beseelt« die gleiche Liebe zum Vatcrlandc, die
gleiche Begeisterung jllr die heiligsten Güter des Volke» und alle
I engen den brennenden Hast gegen die Erbfeinde Deutschlands


die hehre Lichtgcstalt des herrliche,.

Theodor Köruer-Gedenkhallc zu Wöbbelin.

TaS Innere der Theodor Körnek Kedeiikhalle zu Wöbbelin

in der Brust. In der Kirche des Dorfe» Rogan bei Zobtcn in
Schlesien leistete die wacker« Schar den Eid der Treue und wurde
von dem Prediger des Ortes, Pastor Peter», feierlich eingesegnet.
In Leipzig, wohin sich daS Lülzowschc Frcicvrp» über Bautzen
und Dresden zunächst wandte, dichtete Körner am 24. April 1813
sein berühmtes Lied Lichows wilde Jagd:
„Was glänzt dort von, Walde i,» Sonnenschein?
Hör'» näher und näher brausen!"
und am Tage vor dein Gefecht bei Tannenberg, in welchem das
Freikorps die Bluttauje empfing, entstand das Bundcslied vor
der Schlacht

Schon am Tage des Abmarsches aus Leipzig, am 25, April
1813, war Körner zum Offizier ernaimt worden, und ein ver-
trauter Freund der Familie, der Kaufmann Kunze in Leipzig,
besorgte dein jmige» Lieutenant noch die Osfiziersegnipirung.
Aber die Geduld der kampsesinutige« Schar wurde auf eine harte
Probe gestellt, denn lange Zeit war sic zur Unthätigkeit ver-
urteilt und wurde durch zweckloses ilinhcrstreisen ermüdet.
An, -l. Juni 1813 war zwischen den kriegführenden Parteien
cin Wassenstillstand abgeschlossen worden, den aber Major Lichow
nicht rcspeltirte, weil ihm von seinen Vorgesetzten keine offizielle

Inzwischen halte sich der
zum sicbcnzchnjährigcn Iilug,
ling erblühte Körner durch
viclsältigc körperliche Ilebun.
gen bedeutend gelrästigl z er
galt für einen tüchtige,, Rei-
ter, unerschrockenen Schum«,
iner und gewandten Fechter,
und c» kam nunmehr die
Zeit, für den jungen Mann
einen passenden Berus zu
wählen. Aus der Kreuzschule
zu Dresden halte er die
Grundlage zur klassische«
Bildung gelegt, jetzt aber
entschied er sich siir das Berg-
wesen. Er bezog die Berg,
akadcmic zu Freiberg, die sich
unter Werners Leitung einer
besonderen Blüte erneute.
'Nach zweijährigem 'N «seist -
halte in der altberühmlen
Bergstadt Freiberg ging Kör-
»er nach Leipzig, um hier
Rechtswissenschaften zu studi-
reu, aber schon im nächsten
Jahr vertauschte er Leipzig

Wenn das Ausland uns Deutsche mit einem Anflug von
MIronic „cin Volk von Idealisten" nennt, so können wir das
ruhig und mit innerer Befriedigung hinnehmen. Eine Nation,
'die ihre Dichter und Helden, ihre grasten Staatslenker und Manner
der Wissenschaften und Künste ehrt und ihr Andenken svrllcbcn
lässt von Geschlecht zu Geschlecht, ist innerlich gesund und lebens-
frisch, und der ideale Zug, der uns zu den Gräbern und Denk.
Mistern unfercr grasten Toten wallen lässt, „in ihre Thaten und
ihr Gedächtnis in begeisterten Worten und Tönen zu feiern, ist
. eine Eharaktercigenschasl, die wir gern und willig als «inen
Bestandteil deutschen Wesens gelten lasten wollen. In den
feurigen Liedern, die wir den Sangern der Befreiungskriege vcr>
danken, erblicken wir nicht bloß eine hvchbedcutcnde Bereicherung
f unserer poetischen Literatur, sondern wir schätzen in diesen Tich-
tungcn vor allem die flammende Vaterlandsliebe, welche unsere
Krieger todesmutig in den Kampf und zum Siege führte. Wie
Most schöpften im letzten Franzosenlricgc unsere tapferen Söhne
und Brüder aus den brausenden Klängen des deutschen Schtacht-
D gesangcS, der Wacht am Rhein, Helle Begeisterung zum blutigen
H Wasfenianze! Und wenn dann, nach heisterrungenem Siege, die
A Häupter unserer wackeren Kämpfer sich entblössten und viel.
' tausendstimmig das weihevolle „Nun danket alle Gott!" über
'?cdie Wahtslatt dahinschallte, so ist das eben auch ein IdealiSnms,
? um den uns andere Völker beneiden könnten.
Unter allen jenen unsterblichen Freiheitsjängern, die nicht
zum wenigsten dazu beitrugen, de« bluttriefenden Korsen zu
Boden zu schmettern, ragt . - .
Barden Theodor Körner, dcS
deutschen Pindar, hoch empor,
j Umstrahl! von dem Glorien-
/ schein der Poesie, bekränzt mit
dem Lorbeer edlen Helden-
tum», .blühend im Glanz-
männlicher Schönheit und
Jugend, — so leb! er im
deutschen Volke fort, Vas ihn zu
seinen gefeiertsten Lieblingen
zählt. Von dem Strande der
deutschen Meere bis zu dm
kristallenen Gipfeln der Alpen
( werden seine Lieder gesungen,
von denen viele kein Gerin-
gerer als der unvergeßliche
Schöpfer des „Freischütz" und
s „Oberon", Karl Maria von
Weber, in Musik gesetzt hat.
Ain 23. September 1891
D sind hundert Jahre verflossen,
seit der gefeierte Hcldcnjüng-
ling in Dresden das Licht
M der Wett erblickte. Das Haus,
in welchem seine Wiege stand,
bngt z-t-t das von k>r. Veschel
'> begründete Kvrnerinuieuni,
welches vor einigen Jahre»
in Las Eigentum der Stadt
TrcSden übcrgcgclngcn ist
und zahlreiche Reliquien und
Erinnerungszeichen an Theo-
dor Körner und den Freund
der Familie, Friedrich Schil-

„AhmmgSgrauend, IpdeSmutig
Bricht der große Morgen an."
und bald daraus jein licfinnigcS Gebet während der Schlacht
„Vater, ich rufe dich!
Brüllend nmwölkt mich der Dumps der Geschütze!"


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