Universität Heidelberg [Hrsg.]: Illustrirte Zeitung: 550 Jahre Universität Heidelberg (Leipzig, 1936)

Ernte auf einem bul-
garischen Rosenfeld.
Die Natur ist hier freigebig —
ein Strauch, der am Morgen völ-
lig kahl gepflückt wird, steht
am nächsten Tag wieder im
vollsten Blütenschmuck. An
einzelnen Sträuchen wurden
bis 300 Rosenblüten gezählt.


ROSENÖLGEWINNUNG

IN BULGARIEN
Bosenöl ist eine Essenz aus Rosenblüten, die als das Elixier aller Wohlgerüche bezeichnet werden
kann, denn es gibt aul der Welt kein gutes Parfüm, keine Seife oder sonstige Kosmetika, deren
Duftgrundstoff nicht Rosenöl wäre. Im Herzen Bulgariens, an den Südabhängen des Balkans, liegt
das Königreich der Rosen. Geschützt vor nördlichen Winden, gedeihen dort Milliarden von Rosen,

Abwiegen der geernteten Rosen,
die in die Destillation verkauft werden.

deren lieblicher Duft die Landschaft erfüllt. Um vier oder fünf Uhr morgens, wenn die ersten
tastenden Strahlen der Sonne auftauchen, eilen Mädchen und Frauen auf die Felder hinaus und
ernten die Rosenblüten. Diese werden in der Destillation einem Fermentierungsprozeß unterzogen,


dann raffiniert und schließlich gereinigt. Das frisch gewonnene Rosenöl erhält sein Aroma erst sechs
Monate nach der Erzeugung und lagert während dieser Zeit in den Tresoren der Banken. Es ist
eine dichte, hellgelbe Flüssigkeit, deren Farbe sogar bis ins Grüne übergeht und mit der Zeit noch
dunkler wird. Wichtig ist, daß die Rosen nur in den allerfrühesten Morgenstunden gepflückt werden,
da mit der steigenden Sonne die Duftstärke der Blüten ständig nachläßt.

Eine Jahrhunderte alte
Rosenöl - Destillation.
Links: Einfüllen der Blüten in die Re-
torte. Nidit weniger als 60000 Rosen-
blüten sind zur Erzeugung einer Unze
(etwa 28 Gramm) Rosenöl notwendig.

Aufnahmen: W. A. Baumfeld, Sofia.

Unter
staatlicher Kontrolle
wird das gewonnene Rosen-
öl gewogen und versiegelt.

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