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Imdahl, Max; Nay, Ernst Wilhelm [Ill.]
Ernst Wilhelm Nay, Akkord in rot und blau: 1958 — Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek, Band 80: Stuttgart: Reclam, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.62589#0038
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gen Konstellationen durchzogenen, weiten atmosphäri-
schen Gründe von Sam Francis. Blühende Bilder, die aus
der Empfindung der schöpferischen Stunde steigen und
in freier Improvisation, die auch die Zufälligkeiten der
gespachtelten oder der rinnenden und träufelnden Farbe
annimmt, die Empfindung in Farbklänge und farbige
Figurationen verwandeln. Es ist gerade dieses Improvi-
satorische, das den Bildern ihre Frische gibt, jene ver-
gleichsweise .impressionistische' Unmittelbarkeit. Das
aber verhindert, daß die konstruktive und konkrete Fä-
higkeit der Farbe, sich in ein geordnetes und methodisch
zu führendes Klangmaterial umzubauen, zur Erschei-
nung kommt, das nicht nur Impressionen und Improvisa-
tionen psychischer oder ästhetischer Natur erlaubt, son-
dern eben die Komposition in der ganzen Tragweite die-
ses Begriffes.
Hier eben tritt Nay ein ...
Zitiert nach Werner Haftmann, E. W. Nay. Köln 1960.

ÜBER NAYS MALEREI
IN DEN SPÄTEREN SCHEIBENBILDERN
Es ist eine malerische Aktion, die sich unmittelbar
unter unserem Blick vollzieht, es ist nicht ein Da-
Sein, sondern ein Da-werden, dessen erregender Be-
wegung wir im Akte seiner Entstehung folgen können.
Die Farbe ist nicht in einem vorgeplanten chromatischen
Satze fertig gegeben, sondern sie entsteht und entwickelt
sich erst im Bild. Man könnte auch sagen: der Maler
malt nicht nur das Bild, sondern er malt das Malen. Er
tritt selbst mit seiner malerischen Aktion in das Bild ein
und fügt den Prozeß des Malens dem Gemalten ein.
Das Gemachte und das Machen sind hier zusammen1-
geflossen zu einem Gebilde, in dem beide sowohl unter-
schieden wie auch vereint in die Sichtbarkeit eingetreten
sind. Der eigentliche Kern dieser malerischen Aktion, die

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