26
III. M l ch e l fr a d r.
Dritter Tag.
ÄL)ir rüsten uns heute zu einem Durchfluge der Umgebungen
Erbachs/ und einem Besuche in Michelstadt/ Fürsten-
au und dem benachbarten Kloster Steinbach. Der Weg von
Erbach nach Michelstadt kann bequem zuFuß zurückgclegt wer-
den/ wenn wir cS nicht vorziehen/ zur Schonung unserer
durch daö Bergsteigen ermüdeten Füße/ aufdem mit hohen
Pappeln bekränzten Lustweg zu fahren.
Zn einem sehr reizenden Wicsenthale/ an einer der lieb-
lichsten Stellen des alten BlumgauS und an den Ufern der
Mimling/ liegt Michelstadt/ die bedeutendste Stadt im
Odenwalde/ die etwa t200 Einwohner zählt. Die Nachrich-
ten von dem ersten Anbau dieser Gegend/ die meist ein Eigen-
thum der alten Frankcnkönige war/ verlieren sich in die frü-
hestenZeiten: eine Reibe von Urkunden im Lorscher Codex
erwähnt der Ealla ^liclrliwstacll. in Oäowe^alcl, die einst
Eigcnthum Eginhards war. Nachdem Karl der Große gestor-
ben war/ hielt cS Eginhard der diplomatischen Tactik für
angemessen/ sich vom Hofe zu entfernen; so bewahrte er sei-
nen erworbenen Ruhm/ und erhielt sich bey Ludwig in bestän-
diger Gunst. Dieser wußte auch sein Verdienst zu schätzen/
zog ihn bey allen wichtigen Angelegenheiten dc§ Reiches zu
Rathe/ und belohnte seine Verdienste mit einem ächt kaiser-
lichen Geschenke/ mit der Kellerey Michelstadt / nebst einem
Umkreise von zwey Stunden/ sammt allem/ waS dazu ge-
hörte. Eginhard baute in Michelstadt einen Pallast/ dessen
Spuren man jedoch nicht mehr aufstndcn kann / und begann
auch den Bau einer Kirche. Schon damals muß Michelstadt
ein bedeutender Ort gewesen seyn / da Eginhard bereits in
der Mitte des' Dorfeseine / freylich nur hölzerne / schon sehr
alte Kirche fand; sie war dem heiligen Michael geweiht/ und
gab wahrscheinlich dem Orte seinen Namen. Michelstadt
hatte Eginharden seine Erweiterung und den Anbau seiner
Umgegend zu danken. Er übergab der von ihm neu erbauten
Kirche die Reliquien der Heiligen Mareellnuls und PetruS/
welckc sein Secretair Radleie in der Kirche des heiligen Ti-
III. M l ch e l fr a d r.
Dritter Tag.
ÄL)ir rüsten uns heute zu einem Durchfluge der Umgebungen
Erbachs/ und einem Besuche in Michelstadt/ Fürsten-
au und dem benachbarten Kloster Steinbach. Der Weg von
Erbach nach Michelstadt kann bequem zuFuß zurückgclegt wer-
den/ wenn wir cS nicht vorziehen/ zur Schonung unserer
durch daö Bergsteigen ermüdeten Füße/ aufdem mit hohen
Pappeln bekränzten Lustweg zu fahren.
Zn einem sehr reizenden Wicsenthale/ an einer der lieb-
lichsten Stellen des alten BlumgauS und an den Ufern der
Mimling/ liegt Michelstadt/ die bedeutendste Stadt im
Odenwalde/ die etwa t200 Einwohner zählt. Die Nachrich-
ten von dem ersten Anbau dieser Gegend/ die meist ein Eigen-
thum der alten Frankcnkönige war/ verlieren sich in die frü-
hestenZeiten: eine Reibe von Urkunden im Lorscher Codex
erwähnt der Ealla ^liclrliwstacll. in Oäowe^alcl, die einst
Eigcnthum Eginhards war. Nachdem Karl der Große gestor-
ben war/ hielt cS Eginhard der diplomatischen Tactik für
angemessen/ sich vom Hofe zu entfernen; so bewahrte er sei-
nen erworbenen Ruhm/ und erhielt sich bey Ludwig in bestän-
diger Gunst. Dieser wußte auch sein Verdienst zu schätzen/
zog ihn bey allen wichtigen Angelegenheiten dc§ Reiches zu
Rathe/ und belohnte seine Verdienste mit einem ächt kaiser-
lichen Geschenke/ mit der Kellerey Michelstadt / nebst einem
Umkreise von zwey Stunden/ sammt allem/ waS dazu ge-
hörte. Eginhard baute in Michelstadt einen Pallast/ dessen
Spuren man jedoch nicht mehr aufstndcn kann / und begann
auch den Bau einer Kirche. Schon damals muß Michelstadt
ein bedeutender Ort gewesen seyn / da Eginhard bereits in
der Mitte des' Dorfeseine / freylich nur hölzerne / schon sehr
alte Kirche fand; sie war dem heiligen Michael geweiht/ und
gab wahrscheinlich dem Orte seinen Namen. Michelstadt
hatte Eginharden seine Erweiterung und den Anbau seiner
Umgegend zu danken. Er übergab der von ihm neu erbauten
Kirche die Reliquien der Heiligen Mareellnuls und PetruS/
welckc sein Secretair Radleie in der Kirche des heiligen Ti-