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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1.1856

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II. Abtheilung: Abhandlungen
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Sacken, Eduard von: III. Bericht über die Grabhügel bei Lövö in Ungarn und die daselbst vorgenommenen Nachgrabungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.45220#0167
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74

Abhandlungen.
Dieser kleine Flecken, 5 V4 Meilen von Steinamanger entfernt, liegt in einer Thalmulde,
welche sich zwischen zwei parallel von Osten nach Westen laufenden, niedrigen Hügelketten
befindet. Im Tliale läuft das Flüsschen Zala in der Richtung gegen Osten. Beiderseits auf den
Anhöhen sind zahlreiche Grabhügel, die jedoch eine verschiedene Gestalt und Anlage zeigen.
Die meisten befinden sich am Abhange der südlich von Lövo sich hinziehenden Hügelkette,
am rechten Ufer der Zala, zu beiden Seiten der neu gemachten, nach Baksa führenden Strasse.
Rechts von derselben sind die Anhöhen ganz kahl und bestehen aus Lehm und aufgeschwemmtem
Schotter, durch, das nach starken Regengüssen herabströmende Wasser sehr zerrissen und
durch tiefe, unregelmässige Einschnitte coupirt, zwischen denen mannigfaltig gestaltete
Schotterhügel, in denen sich auch versteinerte Knochen von vorweltlichen Eleplianten fanden,
aufgeschwemmt sind. Man hat hier Mühe die künstlich gemachten Hügel von den durch die Natur
gebildeten zu unterscheiden, erstere charakterisiren sich nur durch eine mehr zugespitzte Form
und das Vorkommen von Bruchsteinen. Man kann zweierlei Gattungen unterscheiden: abge-
gränzte von runder Grundform, 6—10 Fuss hoch, vereinzelt, jedoch nicht regelmässig stehend,
meistens oben mit einer Vertiefung, welche auf einen in ihnen angelegten hohlen Raum, der
erst später wieder verschüttet wurde, deutet — und längliche, am oberen Ende sich etwas erhe-
bend, 3—4 Fuss hoch, 12—14 Fuss lang; diese befinden sich ziemlich am Gipfel der Anhöhe.
Von den Hügeln der ersten Gattung wurden die meisten (bei dreissig) durch den Wegmeister
Pirn. Kamler theils behufs der Strassenführung ganz abgegraben, theils aufgedeckt und durch-
wühlt, da sie eine grosse Menge von Bruchsteinen, mitunter von bedeutender Grösse enthielten,
welche sich bei dem Mangel von gutem Materiale trefflich zur Pflasterung der neuen Strasse
eigneten. Manche enthielten nach der Aussage Kamler’s 15 — 20 Karren Steine; es ist theils
Sandstein, der eine Stunde von L5vo, bei Szälomvär häufig vorkommt, theils vulkanisches,
sehr verwittertes Gestein aus der Gegend um Güns und wahrscheinlich von dort her zum Bau
der Gräber zugeführt.
Äusser Gefässen mit verbrannten Knochen wurden mehrere Glasfläschchen (sogenannte
Lacrimatorien), Geschirre von grauem, schlecht gebranntem Thon und einige Lampen gefunden;
von den letzteren hat eine am Boden einen Faunskopf mit Widderhörnern in Relief, andere
haben die Aufschrift: AGIL1S F und FESTI in hoch erhabenen Buchstaben von reiner Form,
scharf ausgedrückt. Die Lampen sind ebenfalls aus grauer, sandiger Erde, äusserst dünn am
Boden. Die Gestalt der in den Grabhügeln befindlichen Kammern, die aus Steinen aufgebaut
waren, konnte, da sie meistens ganz verschüttet waren, nur durch besondere Sorgfalt beim
Nachgraben erkannt werden. Ich liess einen dieser Schotterhügel mit Behutsamkeit aufdecken,
indem die obere bei 2 Fuss dicke Schichte von Lehm und Kies weggeräumt und zugleich von der
Seite hineingegraben wurde. Es zeigte sich ein aus Bruchsteinen aufgeschichtetes Mauerwerk,
das sich bei weiterer Nachgrabung als eine 9 Fuss lange, 8 Fuss breite Grabkammer erwies; sie
mochte eine Höhe von 3 Fuss gehabt haben und war oben mit Ziegeln von bedeutender Grösse
(tetradora) bedeckt, welche stufenartig, einer gegen den andern vorragend gelegt gewesen und auf
diese Art die Bedachung der Kammer gebildet zu haben scheinen; wenigstens zeigte sich keine
Spur einer Gewölbung. Zwischen den Steinen der Umfassungsmauer war wenig Mörtel, daher
sie auch eine geringe Festigkeit besass und grösstentheils eingestürzt war. Zu diesem kleinen
Gebäude, in das man ursprünglich leicht hineinkriechen konnte, führte ein schmaler Zugang
an der Westseite, gebildet durch zwei niedrige 2 72 Fuss von einander entfernte Mauern aus
^.usammengelegtcn Steinen ohne Mörtel. Im Innern der Grabkammer fanden sich zahlreiche,
 
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