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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 6.1912

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Weingartner, Josef: Die Wandmalerei Deutschtirols am Ausgange des XIV. und zu Beginn des XV. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.19094#0031
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J. Weingartner Die Wandmalerei Deutsclitirols am Ausgange des XIV. und zu Beginn des XV. Jhs. 17

Detailbehandlung, das Schönheitsgefühl und der dekorative Geschmack der Gesamtanord-
nung halten damit nicht gleichen Schritt (Fig. 3 und 4).

An der rechten Schiffswand befindet sich neben einem Votivbilde27) eine Inschrift, der
zufolge Siegmund von Niedertor und seine Hausfrau das Gemälde (hanc pichturam) 1407
durch Hans Stocinger von Bozen ausführen ließen. Obwohl man sich nun nicht verhehlen
konnte, daß diese Inschrift ganz streng genommen und ganz sicher nur auf das nächst-
stehende Bild bezogen werden kann, so glaubte man doch allgemein annehmen zu dürfen,
daß sie den Hauptmeister des ganzen Langhauses bezeichne. Aus stilistischen Gründen nahm

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Fig. 6 Kampill bei Bozen

dann allerdings Schmölzer für die obersten Bogenzwickel eine zweite Hand an, der Braune
auch noch die kleinen Gewölbebildchen zuwies. Der Hauptzyklus an der Langhauswand aber
galt bisher allgemein als das Werk Stocingers. Indessen lehrt ein Vergleich z. B. der Ver-
mählung Marias mit dem Kindermord28) oder mit irgend einer andern Darstellung des-
selben Schildbogens, daß diese Bilder trotz ihrer heutigen Übermalung nicht von einer

2 ) Atz und nach ihm Braune halten es für eine

Darstellung der Stifter, die um Nachkommenschaft bitten

und denen Gott nun ein Kind zuschickt. In der Mitte
stünde das Ehebett. Doch ist es in Wirklichkeit die Ver-
kündigung, von der durch den Ausbruch der Seitentür ein

Kunstgeschichtliches lahrbuch der k. k. Zentral-Kommission 1912

Teil verloren ging. Die Stifter sind nur wie gewöhnlich
an den Ecken dargestellt.

28) Den Kindermord löst Schmölzer allerdings heraus,
weist ihn aber ganz irrtümlich der 2. Hälfte des Jahr-
hunderts zu.

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