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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 6.1912

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Weingartner, Josef: Die Wandmalerei Deutschtirols am Ausgange des XIV. und zu Beginn des XV. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.19094#0033
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J. Weingartner Die Wandmalerei Deutschtirols am Ausgange des XIV. und zu Beginn des XV. Jhs.

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Zeit zurückgehende Anlage, wurde 1375 rekonziliiert2'-’). Braune und Atz vermuten, daß
sie auch in diesem Jahre ausgemalt worden sei. Braune erklärte daher die Bilder als
die ältesten Werke der Bozner Schule und glaubte, daß Stocinger bei ihrem Maler in
die Schule gegangen sei. Aber abgesehen davon, daß es sich um keine Neueinweihung,
sondern eben nur um eine Rekonziliation handelte, die nicht durch bauliche Veränderungen,
sondern ebensogut durch einen in der Kirche begangenen Frevel, z. B. durch Blut-
vergießen, herbeigeführt worden sein konnte, schon der Stil der Bilder schließt 1375 als
Entstehungsjahr vollständig aus. Schmölzer denkt an einen Schüler Stocingers, der auch in

Fig. 8 Kampill bei Bozen, Decke der Kirche

St. Johann im Dorfe gemalt haben soll, und setzt also die Bilder an die Wende des XIV. Jhs.
Semper endlich erwähnt Stocinger überhaupt nicht und verlegt die Gemälde der Seiten-
wände, den Passionszyklus, nach 1421, während er die Deckengemälde mit den vier Kirchen-
vätern für älter hält.

Nun sind allerdings auch die Kampiller Bilder schon in älterer Zeit vollständig und
äußerst roh übermalt worden. Vielleicht geschah es schon im Jahre 1728, wo nach einer
Inschrift an der Außenmauer die Kirche restauriert wurde. Wahrscheinlicher dürfte aber
später noch eine zweite Übermalung stattgefunden haben. Aber so vorsichtig uns auch
dieser Umstand machen muß, die Verwandtschaft mit den Gemälden der vorderen Schild-
29) Atz und Schatz, ebd., I 97.

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