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J. Weingartner Die Wandmalerei Deutschtirols am Ausgange des XIY. und zu Beginn des XY. Jhs.
hinaus sein sollte. Dagegen drängt sich wieder und gerade hier besonders der Gedanke an
Verona auf. Die Kreuzerfindung (Fig. 24) mit der reichen Architektur und dem großen
Aufgebot an Personen erinnert so stark an ähnliche Darstellungen Altichieros, in St. Giorgio
in Padua wie kein zweites Bild in Tirol. Natürlich bleibt der Tiroler Meister hinter dem
Veronesen sowohl in der konsequenten Raumdarstellung als auch in der Typenindividuali-
sierung weit zurück, aber das Streben ist doch in beiden Fällen das gleiche. Angesichts
der Kreuzerfindung läge es wirklich nahe, zum beliebten Auskunftsmittel, wenn nicht einer
italienischen Vorbildung, so doch einer italienischen Reise zu greifen. Nach Venedig und
Padua und schon gar nach Verona zu kommen, war für einen Südtiroler auch damals schon
Fig. 24 Riffian, Friedhofkapelle
keine allzu große Schwierigkeit, und so mag Wenzlaus wohl an den Fresken der Capella
di S. Giorgio oder an anderen Werken sich eine spezielle Anregung geholt haben, die
über die allgemeinen Stilzusammenhänge der gleichzeitigen tirolischen und oberitalienischen
Kunst noch hinausging.
Die Fresken in Riffian sind von einer Hand gemalt und eine Schülerhilfe könnte
höchstens in ganz sekundärer und untergeordneter Weise stattgefunden haben. Und da es
zweifellos ein tüchtiger und bekannter Meister war, der diese Werke schuf, so darf man
wohl von vornherein annehmen, daß es in der Meraner Gegend nicht seine einzigen waren.
Von den erhaltenen Denkmälern kommen vor allem die Fresken in der Durchgangs-
halle der Meraner Pfarrkirche in Betracht. An der Südseite findet sich ein Bild, dessen
J. Weingartner Die Wandmalerei Deutschtirols am Ausgange des XIY. und zu Beginn des XY. Jhs.
hinaus sein sollte. Dagegen drängt sich wieder und gerade hier besonders der Gedanke an
Verona auf. Die Kreuzerfindung (Fig. 24) mit der reichen Architektur und dem großen
Aufgebot an Personen erinnert so stark an ähnliche Darstellungen Altichieros, in St. Giorgio
in Padua wie kein zweites Bild in Tirol. Natürlich bleibt der Tiroler Meister hinter dem
Veronesen sowohl in der konsequenten Raumdarstellung als auch in der Typenindividuali-
sierung weit zurück, aber das Streben ist doch in beiden Fällen das gleiche. Angesichts
der Kreuzerfindung läge es wirklich nahe, zum beliebten Auskunftsmittel, wenn nicht einer
italienischen Vorbildung, so doch einer italienischen Reise zu greifen. Nach Venedig und
Padua und schon gar nach Verona zu kommen, war für einen Südtiroler auch damals schon
Fig. 24 Riffian, Friedhofkapelle
keine allzu große Schwierigkeit, und so mag Wenzlaus wohl an den Fresken der Capella
di S. Giorgio oder an anderen Werken sich eine spezielle Anregung geholt haben, die
über die allgemeinen Stilzusammenhänge der gleichzeitigen tirolischen und oberitalienischen
Kunst noch hinausging.
Die Fresken in Riffian sind von einer Hand gemalt und eine Schülerhilfe könnte
höchstens in ganz sekundärer und untergeordneter Weise stattgefunden haben. Und da es
zweifellos ein tüchtiger und bekannter Meister war, der diese Werke schuf, so darf man
wohl von vornherein annehmen, daß es in der Meraner Gegend nicht seine einzigen waren.
Von den erhaltenen Denkmälern kommen vor allem die Fresken in der Durchgangs-
halle der Meraner Pfarrkirche in Betracht. An der Südseite findet sich ein Bild, dessen