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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 6.1912

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Weingartner, Josef: Die Wandmalerei Deutschtirols am Ausgange des XIV. und zu Beginn des XV. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.19094#0086
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54 J. Weingartner Die Wandmalerei Deutschtirols am Ausgange des XIV. und zu Beginn des XV. Jhs.

Die unteren Bilder wurden zweifellos von einer Hand gemalt. Sowohl der hl. Georg
als auch seine Peiniger sind in der höfischen Zeittracht dargestellt und der Jünglings- und
Jungfrauentypus verrät deutlich das Streben nach höfisch zarter Anmut. Trotzdem sind die
Bilder unbeholfener als die des Meisters Wenzlaus, was z. B. ein Vergleich des heidnischen
Richters (Fig. 26) mit den entsprechenden Gestalten der Kreuzerfindung deutlich macht.
Oder man halte die plump schematischen Bäume und Felsen in Schönna gegen die scharf
detaillierte Landschaft in der Meraner Turmhalle. Auch die Perspektive ist noch wenig
entwickelt und in der Szene herrscht sehr stark ein hilfloses Übereinander. Desgleichen

Fig. 26 Schönna, St. Georgen.

mögen die ärmlichen Umrahmungen und die unschöne Architektur des Nikolausbildes beachtet
werden. Verhältnismäßig gut ist dagegen der Tierfries gelungen. Daß die Bilder auf den ersten
Blick fast ein wenig an den Rittersaal zu Runkelstein erinnern, erklärt sich wohl durch die
gleiche Modetracht. Immerhin ist es wahrscheinlich, daß beide Zyklen wenigstens zeitlich
zusammenfallen und daß die Schönnaer Bilder wohl etwas älter sind als die Riffianer Fresken.

Diesen Bildern gegenüber zeigen die Gewölbefresken reichere Dekorationen und in
der Auferstehung der Toten eine beinahe an Riffian erinnernde Kühnheit der ausgedehnten
Architekturenkomposition. Außerdem bemerkt man an der Stelle, wo die Gewölbe- und
Wandbilder Zusammentreffen, eine Unausgeglichenheit: die oberen Gemälde reichen

stellenweise über den Rand der unteren herab. Trotzdem können selbst für den Fall, daß
 
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