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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 6.1912

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Frizzoni, Gustavo: Einige kritische Bemerkungen über italienische Gemälde in der fürstlich Liechtensteinschen Galerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.19094#0129
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Gustav Frizzoni Einige kritische Bemerkungen über italienische Gemälde usw.

der venezianischen Richtung in Zusammenhang steht, will ich hier der Abbildung des-
selben die Wiedergabe eines berühmten von Vicenza nach Amerika in den Besitz des
Mr. J. L. Gardner in Boston gekommenen kreuztragenden Christus entgegenstellen, der als
ein Jugendwerk Giorgiones angesehen wird3). Ein Werk, in welchem noch der Geist und
die Formenauffassung eines Giovanni Bellini waltet, zugleich mit der lebendig schwärmeri-
schen Auffassung seines zaubervollen Nachfolgers.

Fig. 47 Venezianische Schule: Kreuztragender Christus
bei Mr. L. Gardner in Boston

Was nun das Bild gleichen Gegenstandes in der Galerie Liechtenstein anbelangt, so
wäre ich der Meinung, daß eine angemessene Reinigung, d. h. Entfernung des gelblichen
Firnisses, eine genauere Bestimmung ermöglichen dürfte.

Auf derselben Wand, etwas hoch gehängt, sehen wir ein sonderbares männliches
Bildnis unter der Benennung Licinio Pordenone. Nach neueren Forschungen wäre an
dieser Bestimmung ein doppeltes Versehen auszubessern. Erstens haben die Forschungen
Dr. Ludwigs in den venezianischen Archiven erwiesen, daß man dem Bernardino Licinio
keineswegs den Beinamen Pordenone geben kann, weil er nicht aus der venezianischen
Ortschaft Pordenone stammt, sondern aus dem Dörfchen Poscante, im Tale des Brembo,
nahe Bergamo, während der bekannte, tüchtige Kolorist Giov. Antonio, da sein Familien-

3) Ein zweites Exemplar von einer anderen Hand befindet sich bekanntlich in Wien beim Grafen Lanckoronski.

Kunstgeschichtliches Jahrbuch der k. k. Zentral-Kommission 1912 12
 
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