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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 6.1912

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Frizzoni, Gustavo: Einige kritische Bemerkungen über italienische Gemälde in der fürstlich Liechtensteinschen Galerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.19094#0140
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Gustav Frizzoni Einige kritische Bemerkungen über italienische Gemälde usw.

ausgespreizten Fingern ist er leicht zu erkennen. Daß er auch schon etwas von der Kunst
Michelangelos übernommen hat, ließe sich speziell aus der kühnen Stellung der zwei
Hauptfiguren sowie aus der bewegten Faltenangabe der Gewänder folgern. Auch möchte
ich ganz besonders auf die etwas gesuchten, komplizierten Falten des Kopftuches auf-
merksam machen, die wir bei Raffael nicht finden, wohl aber bei Michelangelo. Be-
sonders bei der Madonna seiner berühmten Marmorgruppe in der Peterskirche. Die dem
Perino als echtem Florentiner angeborene Lieblichkeit der Darstellung tritt uns, wie z. B.
in mehreren Loggienbildern, auch in unserem Gemälde entgegen.

Fig. 54 Caravaggio: Lautenspielerin. Petersburg, Eremitage

Als bezeichnendes Beispiel bilde ich eine Zeichnung Perinos in der Uffiziengalerie zu
Florenz ab. Sie scheint für die Ausführung eines Gemäldes an einer bogenartigen Wand
bestimmt gewesen zu sein und stellt in der Mitte die Anbetung des Christuskindes mit
Hirten und Heiligen dar, während zu den Seiten zwei Figuren der Tugenden, Fides und
Charitas, sitzen. An den letzteren kann man wohl am besten den Urheber des Rundbildes,
von dem hier die Rede ist, erkennen.

In demselben Saale sind noch manche wertvolle Gemälde italienischer Schule aufgestellt,
deren Benennung annehmbar scheint, vielleicht mit Vorbehalt einiger Stücke. Ich möchte
besonders die Vorzüge der Farbenwiedergabe von zwei kleinen Bildern des Brescianers
 
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