Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 6.1912

DOI Heft:
Beiblatt
DOI Artikel:
Jonas, J. E.: Bericht über die Ausgrabungsarbeiten auf der Kaiserburg zu Eger im Jahre 1911
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19094#0208
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4i

J. E. Jonas Bericht über die Ausgrabungsarbeiten auf der Kaiserburg zu Eger im Jahre 1911

42

VIII. bis IX. Jh., spätestens dem Anfänge
des X. Jhs. zuzuweisen19).

Ich komme nunmehr auf die Grabungsresultate
im Palas zu sprechen (Zeichnung Fig. 21 und22). Die

I9) Wilhelm (Unser Egerland, XV. Jahrg., Heft IX
bis XII) hält die Begräbnisstätte im wesentlichen für
christlich, teilweise jedoch für heidnisch und sucht
den dadurch sich ergebenden Widerspruch in der Weise zu
erklären, daß die im östlichsten Teile des Burggeländes und
insbesondere die unter dem Kapellenraume befindlichen
Gräber möglicherweise der vorchristlichen Zeit angehören,
während für den größten Teil der südlich der Kapelle auf-
gedeckten Gräber wegen der dort festgestellten Regelmäßigkeit
und Gleichartigkeit der Bestattung diese Annahme bestimmt
abzulehnen ist. Die Frage nach dem Alter der Grabanlage
beantwortet Wilhelm mit keiner großen Bestimmtheit.

Einmal sucht er durch eine lange Beweisführung die
Ansicht zu begründen, daß das Gräberfeld etwa dem XII. Jh.
angehört. Anderseits gibt er selbst andere Möglichkeiten zu.

Erstens stützt er seinen Beweis darauf, daß in der
Nähe der von ihm für eine Steinpackung erklärten Stelle
(59 auf Z. Fig. 14 u. 15) ein Teil eines stark gekrümmten
Rückgrates gefunden wurde, welches er für ein Stück der

Kragsteine (63—89) an der Nord- und Südwand des-
selben, die große Spannweite von zirka 9-5 m zwi-
schen beiden Wänden, ferner die Annahme, daß das
Untergeschoß, in dem sich nach verschiedenen

Wirbelsäule eines nach einem heftigen Kampfe geendeten
morgenländischen Löwen hielt, und welches daher auf
seinen speziellen Wunsch der Lehrkanzel für Anatomie der
tierärztlichen Hochschule in Wien zur Begutachtung übersandt
wurde. In seiner Annahme bestärkte ihn die Sage von
dem Löwen und dem Schalksnarren, welche Friedrich
Barbarossa auf seinen Reisen stets mit sich geführt habe
und welche beide im Jahre 1188 während Friedrichs letzten
Aufenthalts in Eger daselbst ihren Tod gefunden haben
sollen. Diese sonderbaren Begleiter ihres hohen Herrn und
das tragische Geschick, welches sie in Eger ereilte, muß
bei der Bevölkerung daselbst einen außerordentlich nach-
haltigen Eindruck hinterlassen haben. Denn zum Andenken
daran wurden, wie zahlreiche Chronisten bereits seit dem
Jahre 1481 melden, vom Rat zu Eger an der Turmuhr des
Rathauses ein Löwenkopf und ein Mann angebracht. Beim
Eintreten des Neumondes brüllte der Löwe IO Minuten
lang derart laut, daß man es in der ganzen Stadt vernehmen
konnte, während das Männlein mit dem Kopfe nickte und
 
Annotationen