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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 6.1912

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Jonas, J. E.: Bericht über die Ausgrabungsarbeiten auf der Kaiserburg zu Eger im Jahre 1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.19094#0225
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J. E. Jonas Bericht über die Ausgrabungsarbeiten aut der Kaiserburg zu Eger im Jahre 1911

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Zunächst wurde bei I (Zeichnung Fig. 29), also
westlich von der Westwand des Raumes H, die, wie
erörtert, für einen Teil der MERiANSchen westlichen
Ringmauer gehalten werden konnte, ein Versuchs-
schacht von 2 X 2 hi Querschnitt in zirka 1‘5 m Ent-
fernung von der Innenkante derselben abgeteuft. In
2'25»j Tiefe stieß man auf die betreifende Wand (149),
und es erwies sich eine Stärke derselben von 2-5 m.
Infolgedessen wurde der Schacht um 1 »mach Westen
verschoben und unmittelbar längs der Westseite der
besagten Mauer niedergetrieben.

Es ergab sich bis zur Fundamentsohle eine Ge-
samthöhe der Mauer von 9 in, sodaß der Schacht
bis zu der stattlichen Tiefe von 11 ’25 m nieder-
gesenkt werden mußte (Zeichnung Fig. 29 u. 35). Die

licher Richtung mittels Stollen verfolgt, und zwar
nach Norden zu in einer Tiefe von zirka 9 m, weil
man daselbst im Schachte auf Mauerfundamente (153)
gestoßen war; der nach Süden gerichtete Stollen
hielt die Tiefe der Fundamentsohle inne. Während
sich die Mauer in südlicher Richtung weit ver-
folgen ließ27), brach sie in nördlicher Rich-
tung (bei 151) sehr bald ab, sodaß der ent-
sprechende Stollen um die Ecke (151) herumgeführt
werden mußte, um dann in östlicher Richtung
weiterzulaufen. Nachdem sich der betreffende Mauer-
zug nach Osten hin sehr weit nachweisen ließ,
handelte es sich offenbar nur um die Verlängerung
der Nordwand des Raumes H. Diese Untersuchung
wurde daher ebenfalls abgebrochen. Es bestand

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1,0 0 4 2 3 4 5 10,0 m

SCHNITT CXXIX-CXXX.

Fig. 36 Ausgrabungen im westlichen Walle.
164—165 Steinpflaster

Mauertechnik entspricht etwa derjenigen der spät-
mittelalterlichen Stadtbefestigungsanlage. Zirka 4 25 m
unterhalb ihrer Oberkante verbreitert sie sich nach
Westen um ein Absatzstück von zirka 5c»t Breite
(150). In 5-25 m Tiefe stieß man auf eine aus ihr
entspringende, gewiß für die Abwässerung bestimmte,
gedeckte Rinne aus gewöhnlichen Ziegelsteinen(152).
Da diese nicht in der Luft geschwebt haben kann,
sogar nicht einmal frei gelegen hat, vielmehr, weil
gedeckt, gewiß unterirdisch war, so konnte man,
vorausgesetzt, daß die westliche Ringmauer vorlag,
auf die Vermutung kommen, daß der westliche
Zwinger etwa 1 m oberhalb dieser Ziegelrinne ge-
legen habe.

Nach Feststellung der Fundamentsohle wurde
die vermeintliche Ringmauer in nördlicher und Süd-

Kunstgeschichtliches Jahrbuch der k. k. Zentral-Kommission 1912.

nunmehr noch die Möglichkeit, daß nur noch die
untersten Fundamentreste der westlichen Ringmauer,
soweit sie nördlich verlief, erhalten waren. Aus
diesem Grunde wurde nochmals ein Stollen in
nördlicher Richtung vorgetrieben, und zwar in
Fundamentsohlentiefe. Das Risiko war kein großes,
da man ja bereits in einer Entfernung von nur 1 '5 m
vom Schachte auf die erwähnte Ecke gestoßen war,
also Gewißheit darüber, ob die sich in nördlicher
Richtung erstreckende Meriansche Ringmauer vor-
lag, sich sehr bald ergeben mußte. Infolge Feststel-

27) Die Arbeiten in diesem Stollen wurden wegen der
größeren Wichtigkeit der Untersuchungen im nördlichen
Gelände zunächst abgebrochen, konnten aber später aus
pekuniären Gründen nicht zu Ende geführt werden.

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