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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 6.1912

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Jonas, J. E.: Bericht über die Ausgrabungsarbeiten auf der Kaiserburg zu Eger im Jahre 1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.19094#0243
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8g

J. E. Jonas Bericht über die Ausgrabungsarbeiten aut der Kaiserburg zu Eger im Jahre 1911

90

In dem erstgenannten Dokument heißt es näm-
lich u. a., daß „die Mahlzeit in einem Erker, in
Frewden zugebracht“ worden ist.

Der zweitgenannte Bericht lautet wörtlich:
„Dass Wohngebäude ist überhaupt zum völli-
gen Eingang geneigt vnd folgend gestalten ange-
legter zu sehen, nämlich linkerhand53) machet den
Anfang die Hauptkuchel54), ist aber schon völlig ein-
gegangen, stehet nur noch die helffte des Dachs vnd

diesem Zimmer kommt man in zwei grosse Säle56);
worinnen etliche Unterschied von Brettern57) mit
wällischen Kaminen58) versehen, in denen sonst die
Egerischen Handwerksleute gegen Erlegung eines
gewissen Gelds ihre Lustbahrkeiten gehalten, so aber
auch dermahlen in Abgang gekommen, dieses ist
d’untere Stock. Im obern Stock Seyndt die Zimmer
in schlechten standt, massen (weil) das Dachwerk
völlig ruinirt, der Schüttboden ganz vnbrauchbar,

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Fig. 47 Die Ermordung der Anhänger Wallensteins.

Ölgemälde des Egerer Malers Karl Hofreuter aus dem Jahre 1736.
Original (Größe inclusive Schrift 98 X HO cm) im Museum zu Eger (Nr. 298)

Kamins; Neben d’ Küchel (E auf Zeichnung Fig. 46)
ist ein altes Gemach (C), vnd aus diesem soll vor-
dessen auf die gegenüber nunmehro wüst liegende
Wenzeslaus, oder, wie es die Egerischen Nennen,
Winschelburg, ein lederne Brucken über die Eger
gegangen sein. An diesem lieget dasjenige Zim-
mer (At mit A2), worinnen die Schwedischen
Konspiranten Tempore des Friedlands Ma-
sacriret worden, derer bluth in etlich Orthen an
den höltzernen Tafelwerk55) noch gezeigt wird. Aus

53) Wenn man den Blick nach Norden richtet.

54) Es muß also, wie schon früher erwähnt, noch eine
zweite, kleinereKüche, etwa für das Gesinde, bestanden haben.

55) Der Raum war also mit Holztäfelung versehen.

alsso dass man das zinsgetraydt in der Ambts-
stuben Aufzuschitten obligirt ist. Die Ritterstuben
(M) ist noch das Beste mit einem extra grossen
Ofen (m), in d’ Mitte Stehet Eine höltzene Saul (n),

56) Der erste der beiden Säle ist offenbar die Gesamt-
heit der Räume S, W, X, Y, der zweite ist der mit T
bezeichnete.

57) Die Raumeinteilung wurde also, auf welche Ge-
pflogenheit schon früher hingewiesen wurde, durch leichte,
versetzbare Bretterwände bewirkt.

58) Die an der Palasnordwand wahrnehmbaren Spuren
zweier Kaminmäntel bestimmen eindeutig die Lage der
wällischen Kamine und damit auch der bezüglichen Räum-
lichkeiten.
 
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