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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 6.1912

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Jonas, J. E.: Bericht über die Ausgrabungsarbeiten auf der Kaiserburg zu Eger im Jahre 1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.19094#0253
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J. E. Jonas Bericht über die Ausgrabungsarbeiten auf der Kaiserburg zu Eger im Jahre 1911

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verschiedene Staffeln unterscheiden konnte. Die
erste schräge Staffel war der nördlich beginnende
Aufstieg, die zweite Staffel die Sohle des Palas, die
dritte der zum Turme sanft ansteigende Burghof;
darauf fiel das Gelände an der Südseite wieder rapid
bis zur Sohle des Grabens ab.

Der Zeiten Lauf wollte es, daß auch diese Aus-
gestaltung nicht bestehen bleiben sollte.

Es kam die Zeit der Feuergeschütze, deren
immer gefährlicher werdende Wirkungen die Bedeu-
tung der alten Burgbefestigungen immer mehr ver-
ringerten und zu neuen Befestigungsxnethoden
zwangen. Diese Erkenntnis bewog in der Zeit von
1655—1673 zu umfangreichen Umbauten. In diesen
Jahren wurden die in Ziegelstein ausgeführten
Kasematten rechts und links vom schwarzen Turm

Wir kehren zurück zu der Beschreibung der
letzten Ausgrabungsarbeiten.

Wie auch aus den Zeichnungen ersichtlich ist,
waren an verschiedenen Stellen Abzweigstollen
senkrecht auf die westliche und nördliche
Umfassungsmauer angelegt worden. Die Hoff-
nung, die Quadermauerungen, welche der Plan von
Sebastian Münster (Fig. 2) zeigt, bei dieser Gelegen-
heit festzustellen, hat sich leider nicht erfüllt. Die
Untersuchung ergab bisher nur, daß eine ältere
Bruchsteinmauer später nach innen durch Anfügung
einer zweiten verstärkt worden ist. Es besteht nun
allerdings noch die Hoffnung, die Quadersteine von
der Außenseite her durch teilweise Beseitigung des
Ziegelmauerwerks festzustellen. Verfasser hat dies-
bezügliche Schritte veranlaßt82).

ANSICHT LXV-LXVI. SCHNITT LXIX - LXX. ANSICHT LXVII-LXVIII.

. Imluul_1_1 1 1 I 1 1 1 1 I

1.0 0 4 5 3 4 5 10,o m

Fig. 48 Freilegungen südlich des Palas.

121 und 124 Balkenlöcher. 125 und 126 Einkehlungen

erbaut, bei welcher Gelegenheit der südlichste Teil
des Hofplateaus, in welchem die Fundamente des
schwarzen Turmes steckten, tiefer gelegt wurde, so-
daß dieselben seit jener Zeit frei sichtbar sind. Da
die Kasematten, um den inneren Burgbering nicht
zu verkleinern, herausgeschoben werden mußten, so
wurde bei dieser Gelegenheit der alte Graben kas-
siert und ein neuer breiterer südlich angelegt. Der
Aushub aus diesem neuen Graben wurde auf der
westlichen Seite des Burgberinges als Wall auf-
geschüttet. Gleichzeitig mögen die Futter mauern
aus Ziegelsteinen an der westlichen und nörd-
lichen Umfassung ausgeführt worden sein.

Der Wall anderNordseite, also oberhalb der
jetzt ausgegrabenen Küchenräume, wurde erst im
Jahre 1756 im Kriege gegen die Preußen81) aufge-
führt, welche Arbeiten P. A. Grassoudt mit eigenen
Augen gesehen haben will.

Diese Gestaltung hat das Burggelände ungefähr
noch heute.

81) U56—1763 Siebenjähriger Krieg.

Trotzdem die für die Ausgrabungsarbeiten be-
willigten Mittel nach diesen umfangreichen Arbeiten
bereits völlig erschöpft waren, ich mir aber von einer
Untersuchung des noch nicht durchforschten west-
lichen Teiles des Burghofes, zumal unmittelbar
südlich vom Palas, mancherlei versprach, so konnte
ich mich doch nicht entschließen, die Ausgrabungs-
stätte zu verlassen, ehe ich hier nicht wenigstens
eine flüchtige Untersuchung vorgenommen hatte.

Da nach Akten aus dem Egerer Archiv im
Burgbering eine Priesterwohnung bestanden haben
muß, und da ferner nach Pröckxs Angabe im Hof-
raum ein Schulhaus gestanden haben soll, in welch
letzterem noch im Jahre 1717 der Burgdiener wohnte,
im übrigen aber bestimmtere Vermutungen über die
Gruppierung derartiger Gebäude überhaupt nicht
aufgestellt werden konnten, so ließ ich durch diesen
Teil des Burghofes einige Diagonaleinschnitte
machen.

82) Bei der Stadt Eger. Die Ergebnisse sind mir
bisher noch nicht übermittelt worden.
 
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