Dagobert Frey Der Dom von Sebenico und sein Baumeister Giorgio Orsini
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der Bauzeit des Meisters Giorgio zeigen. An den beiden Portalen gehört der größte Teil
der Werkstücke der ersten Bauperiode an. Doch waren die Werkstücke noch nicht versetzt,
da sie mit Architekturteilen der späteren Zeit untermengt sind. So scheinen die spiralförmig
gewundenen Säulentrommeln, der gesamte Spitzbogen des Löwentores und sicherlich die
Tabernakelfiguren an diesem spätere Arbeiten. Für den Beginn des Aufbaues des West-
portales sowie für den Abschluß der Arbeit an beiden Toren werden sich später sichere
Anhaltspunkte ergeben. Sicher war die Komposition in der ersten Bauperiode im wesentlichen
festgelegt und man wich auch später hievon nicht ab.
Gleichzeitig erscheint in zwei Notariatsakten vom io. Mai 1435 (Rg. Nr. 10) und 18. Ok-
tober 1436 (Rg. Nr. 12) der Name eines Architekten: magister Antonius q. Petri Paoli
lapicida deVenetia nunc habitator Sibenici
et magister S. Jacobi in Sibenico. Zweifellos
haben wir es mit dem leitenden Baumeister
des Dombaues zu tun. Ob wir in ihm auch
den Schöpfer des ersten Domprojektes zu
sehen haben, ist damit nicht sichergestellt,
aber immerhin sehr wahrscheinlich, da kein
anderer Name in leitender Stelle auftaucht8 9).
Betreff seiner Familienzugehörigkeit
wurde zuerst von Johann Graus die Ver-
mutung ausgesprochen11), daß er als Sohn des
berühmten Pietro Paolo delle Masegne
anzusprechen wäre. Diese Hypothese wurde
auch von Fosco und zuletzt von Venturi
akzeptiert. Hierfür spricht das Testament des
Meisters Pietro Paolo vom 14. Mai 140310),
welches aber von Graus nicht angeführt wird.
In diesem wird neben Marcho und Zuanne
ein minderjähriger Sohn Antonio genannt,
der sein Erbteil mit Erreichung des 22. Lebens-
jahres erhalten soll. Der Identifizierung des
Meisters Antonio in Sebenico mit diesem
stehen keine Bedenken entgegen. Im übrigen
ist er uns ein Homo ignotus. Es ist daher
auch nicht die Frage zu entscheiden, wieweit ihm die Bildhauerarbeiten dieser Bauperiode
in Sebenico zuzuschreiben sind, da vermutlich zahlreiche Hilfskräfte daran beteiligt waren.
Von diesen ist mit Sicherheit durch oben erwähnten Vertrag Lorenzo Pincino bezeugt11).
Einen Anhaltspunkt für die Beurteilung und Wertung seiner künstlerischen Befähigung
Fig. 6
Dom in Sebenico; Detail vom nördlichen Seitenschiff
8) Der Vertrag des Meisters Pincino widerspricht
dem nicht, da darin nicht gesagt ist, von wem der Entwurf
stammt, nach dem er die Ausführung übernimmt, und
daraus noch keineswegs auf seine Autorschaft geschlossen
werden darf.
9) Johann Graus, Der Dom von Sebenico in „Der
Kirchenschmuck“, Blätter des christl. Kunstvereines der
Diözese Seckau. XVII. i—5. — 1886.
10) Paolettt, L7 architettura e la scultura del rinasci-
mento in Venezia. I, S. 4 Anm. 1.
11) Er ist das erstemal am 6. September 1433 in Se-
benico als magister Laurentius Pencino de Venetiis ge-
nannt. Fraglich ist die Identität mit einem mag. Pincinus
de Placentia de Bernis habitator Venetiarum (26. Juni 1440.
— Rg. Nr. 14), zumindest aber die Familienangehörigkeit
wahrscheinlich. Der Aufenthalt in Venedig kann nicht als
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der Bauzeit des Meisters Giorgio zeigen. An den beiden Portalen gehört der größte Teil
der Werkstücke der ersten Bauperiode an. Doch waren die Werkstücke noch nicht versetzt,
da sie mit Architekturteilen der späteren Zeit untermengt sind. So scheinen die spiralförmig
gewundenen Säulentrommeln, der gesamte Spitzbogen des Löwentores und sicherlich die
Tabernakelfiguren an diesem spätere Arbeiten. Für den Beginn des Aufbaues des West-
portales sowie für den Abschluß der Arbeit an beiden Toren werden sich später sichere
Anhaltspunkte ergeben. Sicher war die Komposition in der ersten Bauperiode im wesentlichen
festgelegt und man wich auch später hievon nicht ab.
Gleichzeitig erscheint in zwei Notariatsakten vom io. Mai 1435 (Rg. Nr. 10) und 18. Ok-
tober 1436 (Rg. Nr. 12) der Name eines Architekten: magister Antonius q. Petri Paoli
lapicida deVenetia nunc habitator Sibenici
et magister S. Jacobi in Sibenico. Zweifellos
haben wir es mit dem leitenden Baumeister
des Dombaues zu tun. Ob wir in ihm auch
den Schöpfer des ersten Domprojektes zu
sehen haben, ist damit nicht sichergestellt,
aber immerhin sehr wahrscheinlich, da kein
anderer Name in leitender Stelle auftaucht8 9).
Betreff seiner Familienzugehörigkeit
wurde zuerst von Johann Graus die Ver-
mutung ausgesprochen11), daß er als Sohn des
berühmten Pietro Paolo delle Masegne
anzusprechen wäre. Diese Hypothese wurde
auch von Fosco und zuletzt von Venturi
akzeptiert. Hierfür spricht das Testament des
Meisters Pietro Paolo vom 14. Mai 140310),
welches aber von Graus nicht angeführt wird.
In diesem wird neben Marcho und Zuanne
ein minderjähriger Sohn Antonio genannt,
der sein Erbteil mit Erreichung des 22. Lebens-
jahres erhalten soll. Der Identifizierung des
Meisters Antonio in Sebenico mit diesem
stehen keine Bedenken entgegen. Im übrigen
ist er uns ein Homo ignotus. Es ist daher
auch nicht die Frage zu entscheiden, wieweit ihm die Bildhauerarbeiten dieser Bauperiode
in Sebenico zuzuschreiben sind, da vermutlich zahlreiche Hilfskräfte daran beteiligt waren.
Von diesen ist mit Sicherheit durch oben erwähnten Vertrag Lorenzo Pincino bezeugt11).
Einen Anhaltspunkt für die Beurteilung und Wertung seiner künstlerischen Befähigung
Fig. 6
Dom in Sebenico; Detail vom nördlichen Seitenschiff
8) Der Vertrag des Meisters Pincino widerspricht
dem nicht, da darin nicht gesagt ist, von wem der Entwurf
stammt, nach dem er die Ausführung übernimmt, und
daraus noch keineswegs auf seine Autorschaft geschlossen
werden darf.
9) Johann Graus, Der Dom von Sebenico in „Der
Kirchenschmuck“, Blätter des christl. Kunstvereines der
Diözese Seckau. XVII. i—5. — 1886.
10) Paolettt, L7 architettura e la scultura del rinasci-
mento in Venezia. I, S. 4 Anm. 1.
11) Er ist das erstemal am 6. September 1433 in Se-
benico als magister Laurentius Pencino de Venetiis ge-
nannt. Fraglich ist die Identität mit einem mag. Pincinus
de Placentia de Bernis habitator Venetiarum (26. Juni 1440.
— Rg. Nr. 14), zumindest aber die Familienangehörigkeit
wahrscheinlich. Der Aufenthalt in Venedig kann nicht als