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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 7.1913

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Frey, Dagobert: Der Dom von Sebenico und sein Baumeister Giorgio Orsini
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https://doi.org/10.11588/diglit.28308#0031
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Dagobert Frey Der Dom von Sebenico und sein Baumeister Giorgio Orsini

Restitution der Barockzeit. Die erste und dritte rechts und die dritte links wurden anläßlich
der Restaurierung vom Jahre 1863 erneuert; ebenso der linke Engel im innern Blattkranz
des Spitzbogens. Die Tabernakelfiguren des Löwentores (Fig 26) sind dagegen sicher Arbeiten
des Meisters Giorgio. Man braucht nur die vollständig verschiedene Gewandbehandlung
zu beobachten. Bei den Figuren des Westportales brechen sich die Falten am Boden,

fallen breit auseinander und bilden so eine Basis für
die Figur. Die Falten sind in rein ornamentalen
Linien gezeichnet. Ober- und Untergewand in der
Art des Faltenwurfes nicht charakterisiert. Die Sta-
tuetten am Löwentor zeigen dagegen eine großzügige,
einheitliche Drapierung, die Falten folgen der ma-
teriellen Schwere, die Gewänder hangen frei herab
und stoßen nicht auf den Boden auf; das Unter-
gewand ist als leichterer Stoff charakterisiert. Der
gleiche Unterschied zeigt sich in der Behandlung
der Haare. Am Westportal (Fig. 11 und 12) werden
sie zu geriefelten Strähnen zusammengefaßt, am
Löwentor zu großen leichten Locken. Die beiden
Statuetten am Nordportal schließen sich in all diesen
Eigenschaften denen des Anastasiusaltars in Spalato
an, einem dokumentarisch gesicherten Werke des
Meisters Giorgio, und verweisen damit die Arbeiten
am Westtor in die vorangehende Bauperiode.

Ende des Jahres 1440 oder anfangs des näch-
sten Jahres trat ein wichtiger Umschwung in der
Bauführung ein. Einigen Aufschluß über die nicht
vollkommen aufzuklärenden Vorgänge gibt ein Be-
schluß vom 23. April 1441 (Rg. Nr. 15). Da beim
Kirchenbau viele Irrtümer und Fehler (errores et
defectus) begangen worden seien, und infolge der
ungehörigen Konstruktion und Ausführung der Bau-
lichkeiten (aedificia et partimenta) die großen Aus-
gaben für den ornamentalen Schmuck gleichsam ver-
geudet seien, wird beschlossen, um derartige Fehler
künftighin zu vermeiden, fünf Nobili auf fünf Jahre
zu wählen, welche mit dem Bischof und den Pro-

Fig. IO Fackeltragender Engel vom Altar . , *t>i •- iwu ir

* ,, ^ . 6 6 ^ kuratoren ein Baukomitee zu bilden haben zur ver-

des hl. Doimo im Dom von Spalato

schärften Kontrolle der Bauführung. Über die da-
selbst abgehaltenen Beratungen soll dem Conte und der Kurie Bericht erstattet werden.
Das Baukomitee mit dem Conte und der Curie hat mit Stimmenmehrheit über diese Vorschläge
abzustimmen.

Die Art dieser konstruktiven Fehler ist nicht näher bezeichnet, vielleicht bezieht sich
aedificia und partimenta auf die Substruktionen, die vermutlich auf dem abschüssigen Felshang
nötig waren. Der Materialschaden an den ornamentalen Arbeiten konnte entweder durch
tatsächliche Beschädigung infolge teilweisen Einsturzes erfolgt sein oder durch Verhau der
 
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