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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 7.1913

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Frey, Dagobert: Der Dom von Sebenico und sein Baumeister Giorgio Orsini
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https://doi.org/10.11588/diglit.28308#0045
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Dagobert Frey Der Dom von Sebenico und sein Baumeister Giorgio Orsini

23

Triforium über den Arkaden zu denken. Das Triforium, wie wir es heute sehen, ist sicher
nicht nach Giorgios Entwurf ausgeführt. Es zeigt ausgesprochene Renaissanceformen und
ist seinem Nachfolger Niccolö Fiorentino zuzuschreiben. Doch scheint mir der Plan
Giorgios aus inneren Gründen die Anlage des Triforiums zu verlangen. Auch ist diese
echt gotische Idee kaum bei dem Renaissancekünstler der späteren Bauperiode zu
vermuten. Vielmehr wurde hier offenbar der Entwurf Giorgios nur in die andere Formen-
sprache übersetzt. Könnten diese colonnae nicht Säulchen mit Bogenstellungen bedeuten, an
deren Stelle später die kannelierten Pfeilerchen mit geradem Gebälk eingestellt wurden? Die
oben erwähnten Arbeiten waren laut der Quittung vom 31. Dezember 1449 damals noch
nicht fertigestellt, so daß die Ausführung vielleicht unterblieb. Es wäre durch diese Inter-
pretation ein interessanter Fingerzeig für die Rekonstruktion des ursprünglichen Projektes
gegeben.

Aus dieser Zeit sind uns zwei Verträge mit Scarpellini erhalten. Am 5. Juli 1444
(Rg. Nr. 32, 33) wird Meister Pincino für 62 Dukaten jährlich und Meister Martinus quon-

Fig. 17 Dom in Sebenico; Gewölbe des dritten Travees links

dam Petri de Jadra mit seinem Lehrling für 80 Dukaten gedungen., beide für die Vertrags-
zeit des Prothomagister.

Trotz der regen Bautätigkeit übernimmt Meister Giorgio gleichzeitig eine größere
Arbeit auswärts. Im Jahre 1444 verpflichtet er sich, für das Benediktinerinnenkloster
S. Domenico in Spalato die Kapelle des hl. Rainerius (Arnarius) in drei Jahren auszu-
führen23). Außerdem war er auch noch in Sebenico privat beschäftigt, wie sein Entwurf
für das Grabmal der Familie Draganich beweist (Rg. Nr. 37).

Die beschleunigte Bauführung und die ins Große gestaltende Phantasie des Protho-
magister forderte immer neue Geldmittel. Da die ordentlichen Einkünfte nicht langten,
wurde die finanzielle Leistungsfähigkeit der Gemeinde und der Bürger aufs äußerste an-
gespannt. Schon am 24. August 1444 erfahren wir von dem Verkaufe (der Eskontierung)
des Zehntes des Domkapitels. Kurz nach dem Beschluß betreffs der Kapellenstiftungen vom

23) Fosco Ant. Guis. La cattedrale di Sebenico ed il (acresciuta ed illustrata). Seb. 1893, S. 29.
suo architetto Giorgio Orsini detto Dalmatico 2. Aufl.
 
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