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Dagobert Frey Der Dom von Sebenico und sein Baumeister Giorgio Orsini
Der Eifer für die Baufrage drückt sich auch in der Platzregulierung aus. In einem
Ducale vom 15. März wird dem Ansuchen stattgegeben, daß ein Haus von der Kammer
für 200 Lire angekauft werde, damit dieses propter ornamentum et commodum dictae plateae
demoliert werde. In einem zweiten Erlaß vom 27. September wird der bewilligte Kauf-
schilling auf 400 Lire erhöht30). Ein direkter Zusammenhang dieser Platzfrage mit dem
Bauprojekt der Sakristei ist jedoch nicht zu konstatieren.
In dieser Zeit finden wir Meister Giorgio vielfach auf Reisen. Im Jahre 1449 dürfte
er in Pago geweilt haben, da ein zwischen ihm und der Stadtgemeinde von Pago geschlossener
Vertrag als factum in dicta civitate bezeichnet wird (Rg. Nr. 75). Im Jahre 1450 soll er
den Anconitaner Chroniken zufolge den Bau
des Palazzo Benincasa durchgeführt haben,
eine Nachricht, die allerdings nicht stich-
hältig ist; immerhin ist ein Aufenthalt in
Ancona um diese Zeit sehr wahrscheinlich.
1451 ist er in Zara nachweisbar und am
22. Oktober dieses Jahres schließt er den
Vertrag betreff der Loggia dei mercanti in
Ancona und übernimmt wahrscheinlich zur
selben Zeit den Portalbau von S. Francesco.
Vermutlich besuchte er auf dieser Reise
auch Venedig. Hierfür spricht ein Akt vom
2. November 1451 (Rg. Nr. 89), in dem er
die Prokura über ein Haus und andere
Privatangelegenheiten in Venedig dem Hie-
ronymus Sisgorich überträgt. Neue große
künstlerische Aufgaben ziehen ihn von Se-
benico weg. Die Tätigkeit am Dombau, der
nur unter großen finanziellen Schwierig-
keiten fortgesetzt wurde, konnte seinem
Schaffensdrang nicht mehr g'enügen und er
fühlte sich durch einen langfristigen Ver-
trag, der eine auswärtige Tätigkeit sehr er-
schwerte, gebunden. Auch materielle Ge-
sichtspunkte dürften mitgespielt haben. Wir erhalten aus vielen kleinen Zügen, die den
zahlreichen Notariatsakten entnommen werden können, von Meister Giorgio das Bild eines
tüchtigen Geschäftsmannes. Sicherlich war die Bauführung als Generalunternehmer in eigener
Regie für einen geschäftskundigen Architekten einträglicher als die besoldete Stelle eines
Prothomagisters.
Anderseits waren die Finanzen des Kirchenbaues noch immer nicht derart geordnet,
daß eine gedeihliche Fortführung der Arbeit gesichert gewesen wäre, und es schien geboten,
die Kirchen- und Gemeindekassen auf einige Zeit zu entlasten.
Aus diesen Momenten erklärt sich der Kontrakt vom 1. März 1452 (Rg. Nr. 97).
Die kontraktliche Verpflichtung Giorgios, die Bauleitung zu führen (prosequi firmam
suam), wird für sechs Jahre suspendiert und dem Meister Giorgio für diese Zeit volle Freiheit
30) Mon. Slav. List. IX.
Dagobert Frey Der Dom von Sebenico und sein Baumeister Giorgio Orsini
Der Eifer für die Baufrage drückt sich auch in der Platzregulierung aus. In einem
Ducale vom 15. März wird dem Ansuchen stattgegeben, daß ein Haus von der Kammer
für 200 Lire angekauft werde, damit dieses propter ornamentum et commodum dictae plateae
demoliert werde. In einem zweiten Erlaß vom 27. September wird der bewilligte Kauf-
schilling auf 400 Lire erhöht30). Ein direkter Zusammenhang dieser Platzfrage mit dem
Bauprojekt der Sakristei ist jedoch nicht zu konstatieren.
In dieser Zeit finden wir Meister Giorgio vielfach auf Reisen. Im Jahre 1449 dürfte
er in Pago geweilt haben, da ein zwischen ihm und der Stadtgemeinde von Pago geschlossener
Vertrag als factum in dicta civitate bezeichnet wird (Rg. Nr. 75). Im Jahre 1450 soll er
den Anconitaner Chroniken zufolge den Bau
des Palazzo Benincasa durchgeführt haben,
eine Nachricht, die allerdings nicht stich-
hältig ist; immerhin ist ein Aufenthalt in
Ancona um diese Zeit sehr wahrscheinlich.
1451 ist er in Zara nachweisbar und am
22. Oktober dieses Jahres schließt er den
Vertrag betreff der Loggia dei mercanti in
Ancona und übernimmt wahrscheinlich zur
selben Zeit den Portalbau von S. Francesco.
Vermutlich besuchte er auf dieser Reise
auch Venedig. Hierfür spricht ein Akt vom
2. November 1451 (Rg. Nr. 89), in dem er
die Prokura über ein Haus und andere
Privatangelegenheiten in Venedig dem Hie-
ronymus Sisgorich überträgt. Neue große
künstlerische Aufgaben ziehen ihn von Se-
benico weg. Die Tätigkeit am Dombau, der
nur unter großen finanziellen Schwierig-
keiten fortgesetzt wurde, konnte seinem
Schaffensdrang nicht mehr g'enügen und er
fühlte sich durch einen langfristigen Ver-
trag, der eine auswärtige Tätigkeit sehr er-
schwerte, gebunden. Auch materielle Ge-
sichtspunkte dürften mitgespielt haben. Wir erhalten aus vielen kleinen Zügen, die den
zahlreichen Notariatsakten entnommen werden können, von Meister Giorgio das Bild eines
tüchtigen Geschäftsmannes. Sicherlich war die Bauführung als Generalunternehmer in eigener
Regie für einen geschäftskundigen Architekten einträglicher als die besoldete Stelle eines
Prothomagisters.
Anderseits waren die Finanzen des Kirchenbaues noch immer nicht derart geordnet,
daß eine gedeihliche Fortführung der Arbeit gesichert gewesen wäre, und es schien geboten,
die Kirchen- und Gemeindekassen auf einige Zeit zu entlasten.
Aus diesen Momenten erklärt sich der Kontrakt vom 1. März 1452 (Rg. Nr. 97).
Die kontraktliche Verpflichtung Giorgios, die Bauleitung zu führen (prosequi firmam
suam), wird für sechs Jahre suspendiert und dem Meister Giorgio für diese Zeit volle Freiheit
30) Mon. Slav. List. IX.