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Dagobert Frey Der Dom von Sebenico und sein Baumeister Giorgio Orsini
die Sakristei kein Gesims: das Hauptgesims der Seitenschiffe, das über den Halbkuppeln
der Seitenapsiden hinzieht, verkröpft sich zwar an der Anschlußstelle der Sakristei, bricht
aber sofort ab. Dieses Gesims stammt seinen reinen Renaissanceformen zufolge aus der
Zeit nach Giorgios Tod.
Aus obiger Stelle ist nun zu entnehmen, daß die Absicht, das Seitenschiffgesims an
der Sakristei durchlaufen zu lassen, schon dem Projekte Giorgios eigen war; daß man
aber mit der Ausführung dem Aufbau der Seiten-
schiffe nicht vorgreifen wollte. Sicherlich war das
von Giorgio projektierte Gesims — vielleicht da-
mals im Detail noch nicht festgelegt — in ganz
anderen der Gotik näherstehenden Formen geplant.
Wahrscheinlich sollten die freistehenden Dienste an
den Ecken in Fialen enden. Da das später ausgeführte
Renaissancegesims-* mit diesem Vorwurf nicht in
Einklang zu bringen war, unterließ man die Voll-
endung der Sakristei überhaupt.
Noch ein zweiter wichtiger Schluß läßt sich für
die Rekonstruktion des Projektes von Meister Gior-
gio aus Obigem ziehen. War das Seitenschiffgesims
Fig. 23 Grundriß des Baptisteriums und der Halle unter der Sakristei (1 : 100)
in der Höhe der Sakristei geplant, so mußte Meister Giorgio auch die Aufmauerung über
den Spitzbogenfries des Meisters Antonio beabsichtigt haben. Diese Aufmauerung, die
äußerlich nicht begründet ist, steht wieder im innigsten Konnex mit der Triforienanlage,
wie der Querschnitt zeigt (Fig. 30). Die inneren Zusammenhänge führen so mit Notwendig-
keit dazu, auch in den später ausgeführten Bauteilen die einheitliche Idee Giorgios zu
erkennen.
Für die wichtige Frage, wieweit damals der Bau der Apsiden gediehen war, ist noch
eine andere Stelle bemerkenswert: facere unam sacristiam dictae ecclesiae contiguam Bap-
Dagobert Frey Der Dom von Sebenico und sein Baumeister Giorgio Orsini
die Sakristei kein Gesims: das Hauptgesims der Seitenschiffe, das über den Halbkuppeln
der Seitenapsiden hinzieht, verkröpft sich zwar an der Anschlußstelle der Sakristei, bricht
aber sofort ab. Dieses Gesims stammt seinen reinen Renaissanceformen zufolge aus der
Zeit nach Giorgios Tod.
Aus obiger Stelle ist nun zu entnehmen, daß die Absicht, das Seitenschiffgesims an
der Sakristei durchlaufen zu lassen, schon dem Projekte Giorgios eigen war; daß man
aber mit der Ausführung dem Aufbau der Seiten-
schiffe nicht vorgreifen wollte. Sicherlich war das
von Giorgio projektierte Gesims — vielleicht da-
mals im Detail noch nicht festgelegt — in ganz
anderen der Gotik näherstehenden Formen geplant.
Wahrscheinlich sollten die freistehenden Dienste an
den Ecken in Fialen enden. Da das später ausgeführte
Renaissancegesims-* mit diesem Vorwurf nicht in
Einklang zu bringen war, unterließ man die Voll-
endung der Sakristei überhaupt.
Noch ein zweiter wichtiger Schluß läßt sich für
die Rekonstruktion des Projektes von Meister Gior-
gio aus Obigem ziehen. War das Seitenschiffgesims
Fig. 23 Grundriß des Baptisteriums und der Halle unter der Sakristei (1 : 100)
in der Höhe der Sakristei geplant, so mußte Meister Giorgio auch die Aufmauerung über
den Spitzbogenfries des Meisters Antonio beabsichtigt haben. Diese Aufmauerung, die
äußerlich nicht begründet ist, steht wieder im innigsten Konnex mit der Triforienanlage,
wie der Querschnitt zeigt (Fig. 30). Die inneren Zusammenhänge führen so mit Notwendig-
keit dazu, auch in den später ausgeführten Bauteilen die einheitliche Idee Giorgios zu
erkennen.
Für die wichtige Frage, wieweit damals der Bau der Apsiden gediehen war, ist noch
eine andere Stelle bemerkenswert: facere unam sacristiam dictae ecclesiae contiguam Bap-