56
Dagobert Frey Der Dom von Sebenico und sein Baumeister Giorgio Orsini
das an den anderen Seiten als Blende gearbeitet ist: ein Raffinement in der Beleuchtung,
das die obige Annahme der beabsichtigten malerischen Lichtwirkung bestätigt. Äußerst
geschickt werden die bei der Hauptapsis und der nördlichen Seitenapsis mit rotem Marmor
verkleideten Felder im Sockel bei der Südapsis als Fenster für das Baptisterium benutzt,
so daß außen die verschiedene Behandlung im Sockel kaum merklich und sicher nicht
störend ist.
Durch die Erhöhung des Vierungsniveaus um sechs Stufen über das Langhaus trat
nun eine bedeutende Schwierigkeit auf. Die Höhe der Kapitäle der westlichen Vierungs-
pfeiler war gegeben durch die Kämpferhöhe der Langhausarkaden, die wiederum mit einer
relativ geringen Toleranz durch die Langhausproportion bestimmt war. An sich gering für
die Vierungssäulen, welche die hohen Mittel- und Querschiffbogen tragen, wären die beiden
östlichen durch die Niveauerhöhung vollends in den Boden versunken. Äußerst kühn erscheint
die Lösung, die östlichen Bündelpfeiler mit ihren Kapitälen höher anzuordnen als die west-
lichen und doch den prinzipiell gleichen Aufbau durchzuführen. Dieses Ansteigen der Kapitäl-
linie ist aber von so überzeugender Wirkung, weil es von der ganzen einheitlichen empor-
wogenden Bewegung getragen wird und nur deren äußerte kühnste Konsequenz bildet.
Fig. 41 Dom in Sebenico; westliches Vierungskapitäl
Dagobert Frey Der Dom von Sebenico und sein Baumeister Giorgio Orsini
das an den anderen Seiten als Blende gearbeitet ist: ein Raffinement in der Beleuchtung,
das die obige Annahme der beabsichtigten malerischen Lichtwirkung bestätigt. Äußerst
geschickt werden die bei der Hauptapsis und der nördlichen Seitenapsis mit rotem Marmor
verkleideten Felder im Sockel bei der Südapsis als Fenster für das Baptisterium benutzt,
so daß außen die verschiedene Behandlung im Sockel kaum merklich und sicher nicht
störend ist.
Durch die Erhöhung des Vierungsniveaus um sechs Stufen über das Langhaus trat
nun eine bedeutende Schwierigkeit auf. Die Höhe der Kapitäle der westlichen Vierungs-
pfeiler war gegeben durch die Kämpferhöhe der Langhausarkaden, die wiederum mit einer
relativ geringen Toleranz durch die Langhausproportion bestimmt war. An sich gering für
die Vierungssäulen, welche die hohen Mittel- und Querschiffbogen tragen, wären die beiden
östlichen durch die Niveauerhöhung vollends in den Boden versunken. Äußerst kühn erscheint
die Lösung, die östlichen Bündelpfeiler mit ihren Kapitälen höher anzuordnen als die west-
lichen und doch den prinzipiell gleichen Aufbau durchzuführen. Dieses Ansteigen der Kapitäl-
linie ist aber von so überzeugender Wirkung, weil es von der ganzen einheitlichen empor-
wogenden Bewegung getragen wird und nur deren äußerte kühnste Konsequenz bildet.
Fig. 41 Dom in Sebenico; westliches Vierungskapitäl