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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 7.1913

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Frey, Dagobert: Der Dom von Sebenico und sein Baumeister Giorgio Orsini
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https://doi.org/10.11588/diglit.28308#0088
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Dagobert Frey Der Dom von Sebenico und sein Baumeister Giorgio Orsini

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Sicher liegt Absicht in der starken Verschiedenheit der Ivapitälbehandlung der westlichen
und östlichen Vierungskapitäle, die aus dem richtigen Empfinden entspringt, dadurch sowie
durch die starke Gliederung der östlichen Pfeiler darüber die Höhenverschiebung weniger
fühlbar zu machen (Fig. 40 und 42).

Wir erkennen somit zwei fundamentale Prinzipien im gesamten Aufbau, welche beide
eine gemeinsame psychologische Wurzel haben. Es ist dies das malerische Element, welches
sich einerseits in dem Aufbau der Lichtwerte, der Komposition aus Licht und Schatten

Fig. 42 Dom in Sebenico; östliches Vierungskapitäl

manifestiert, der die architektonische Form nur Mittel und Träger ist, und das anderseits
in der reich bewegten perspektivischen Bildwirkung und in einem bis ins Detail durch-
geführten illusionistischen Verfahren zur Geltung kommt. Es ist eine Architektur, die durch-
aus pittoresk ist. Es sind dies typische Züge für die Kunst des Meisters Giorgio, die sich
an seinen anderen Bauwerken mit ebensolcher Bestimmtheit nachweisen lassen.

Die großen Ideen der Raumgestaltung sind im gleichen Sinne auch im Detail durch-
geführt, indem die Gliederung und ornamentale Behandlung als geeignetes Mittel erscheint,
den Lichtwert einer Fläche zu beeinflussen, ihn zu steigern oder abzuschwächen. Zwischen
Licht- und Farbenwert der begrenzenden Flächen und der Raumwirkung bestehen ebenso
tiefgehende Beziehungen wie in den Proportionen und absoluten Abmessungen, Funktionen,

Kunstgeschichtliches Jahrbuch iler k. k. Zentral-Kommission 1913

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