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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 7.1913

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Frey, Dagobert: Der Dom von Sebenico und sein Baumeister Giorgio Orsini
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https://doi.org/10.11588/diglit.28308#0101
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7o

Dagobert Frey Der Dom von Sebenico und sein Baumeister Giorgio Orsini

dem Grabmal im Dora, der allen gemeinsame archaisierende Zug, der ernstere Gesichtsaus-
druck und die strengere Linienführung vereinigen sie zu einer geschlossenen Gruppe. Zwei
dieser Arbeiten sind für die Familie Dalle Costa ausgeführt. In der Ulica staroga suda ist
unter der Eingangstür im Tympanon das Familienwappen angebracht, das von zwei Engels-
gestalten getragen wird (Fig. 51). Die leichten Gewänder wallen in langen Falten fächer-
artig auseinander und die aufflatternden Bänder lassen die Bewegung ausklingen. Cha-
rakteristisch ist die weich aus der Fläche gearbeitete Wolke, auf der sie stehen, eine
eigentümliche Steinbehandlung, die wir bei Giorgio öfter wiederfinden159). Die zweite Arbeit
für dieselbe Familie ist die Quadrifora in der Ulica Sga. Filipa (jetzt Haus Katalanic)

Fig- 52 Quadrifora eines Bürgerhauses in Spalato

(Fig. 52). Der Engel, der das Familienwappen hält, ist mit Sicherheit der Schule Giorgios
zuzuschreiben. Die Kapitäle zeigen unverkennbar deutschen Einfluß. Die Blätter sind locker
und distinkt auf der kelchartigen Grundform angeordnet und mit größerem Naturalismus
als Weinlaub und Eichenzweige charakterisiert70).

Große Ähnlichkeit mit dem wappentragenden Engel der Quadrifora zeigt die gleiche
Darstellung mit dem Wappen der Familie Dujma des Judicibus, ursprünglich am Dom-
kampanile, seit der Restaurierung im Museum (Fig. 53). Diese Arbeit wäre etwas später

69) Ob der Fassadenentwurf des Hauses mit der auf-
fallenden asymmetrischen Toranlage, über der sich im zweiten
Stock eine Altane mit vorspringendem Balkon befindet, auf
Giorgios Einfluß zurückzuführen ist, scheint zweifelhaft.
Rundbogige glatte jetzt vermauerte Fensterarchivolte zeigen,
daß der Kern ein romanisches Haus war, das offenbar gleich-
zeitig mit dem Tor Mitte des XV. Jhs. in venezianischer

Gotik umgebaut wurde, wobei die Torachse hinzugefügt wurde.

70) Der Palazzo dalle Costa ist in seinem gesamten
Aufbau eine einheitliche Schöpfung des XV. Jhs. Doch
dürfte auf den Bau des Palazzo selbst Giorgio keinen
Einfluß genommen haben. So zeigt das Portal, das in den
Hof mit seitlicher Arkade und Freitreppe führt, einen
ganz andern, in Spalato bodenständigen Charakter.
 
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