Dagobert Frey Der Dom von Sebenico und sein Baumeister Giorgio Orsini
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in feierlicher Weise der Grundstein zur Stadtmauer und zur Pfarrkirche gelegt78). Unter
dem Conte Francesco Bembo zog die Bevölkerung in die neue .Stadt ein. Sie scheint
einen raschen Aufschwung genommen zu haben, wozu noch ein weiterer Umstand beitrug'.
Schon anfangs des XV. Jhs. strebten die Pagesaner die Errichtung eines eigenen Bistums
an79). Der energischen, zielbewußten Per-
sönlichkeit des Bischofs Antonio Palcich
von Ossero, der einer alten Pagesaner Fa-
milie entstammte, gelang es, die viel um-
strittene Frage nahe der Entscheidung zu
bringen. Er ließ einen bischöflichen Palast
in seiner Vaterstadt errichten und dürfte
auch sonst auf die Stadtanlage bedeutenden
Einfluß genommen haben. Schon war der
Erfolg beinahe gesichert, als er auf der
Reise nach Rom, sich die Bestätigung des
Papstes zu holen, plötzlich starb. Damit
fielen alle Erfolge wieder ins Nichts zu-
sammen und auch alle späteren Versuche
schlugen fehl.
Von diesem interessanten Manne be-
richtet Rujch, daß er im Jahre 1437 vom
Papst Eugenius IV. zum Kanonikus in Se-
benico ernannt wurde. Diese Nachricht
wird bestätigt durch ein Dokument vom
4. Februar 1449 (Rg- Nr. 60), in dem
Meister Pincino seine Rechte als conduc-
tor introitum prebendae sive canonicatus
ven. viri domini Antonii de Pago canonici
Seb. für drei Jahre verkauft. Palcich mußte
daher Meister Giorgio persönlich kennen.
Es ist daher naheliegend, zu vermuten, daß
durch seine Vermittlung Giorgio bei der
Neugründung der Stadt bedeutende Bauten
von der Gemeinde Pago übertragen er-
hielt, wie sich auch die spätere Betrauung
mit dem Ausbau des bischöflichen Palastes
aus dieser persönlichen Bekanntschaft er-
klärt.
Einen sicheren Anhaltspunkt für die
Dokumente vom Jahre 1449. Das erste vom
18) Libro dell’ administratione della fabbrica della
chiesa di Pago (nicht mehr aufzufinden), zit. von Rujch,
Storia, S. 160.
79) Die diesbezüglichen Bitten an die Signoria und
den päpstlichen Stuhl erzielten jedoch nur die Zuwendung
Fig. 57 Strebepfeiler von S. Rocco in Zara
Bautätigkeit Giorgios in Pago geben zwei
17. Dezember (Rg. Nr. 73) ist die Annullierung
der Abgaben an das Erzbistum Zara für die Vermehrung
der Kleriker und Vergrößerung der Klöster (Ducale vom
13. November 1415) und die Installierung eines Primicerius.
(Bulle Martins V. vom 2, Mai 1427.) Neuerliche Be-
strebungen im Jahre 1430 blieben erfolglos.
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in feierlicher Weise der Grundstein zur Stadtmauer und zur Pfarrkirche gelegt78). Unter
dem Conte Francesco Bembo zog die Bevölkerung in die neue .Stadt ein. Sie scheint
einen raschen Aufschwung genommen zu haben, wozu noch ein weiterer Umstand beitrug'.
Schon anfangs des XV. Jhs. strebten die Pagesaner die Errichtung eines eigenen Bistums
an79). Der energischen, zielbewußten Per-
sönlichkeit des Bischofs Antonio Palcich
von Ossero, der einer alten Pagesaner Fa-
milie entstammte, gelang es, die viel um-
strittene Frage nahe der Entscheidung zu
bringen. Er ließ einen bischöflichen Palast
in seiner Vaterstadt errichten und dürfte
auch sonst auf die Stadtanlage bedeutenden
Einfluß genommen haben. Schon war der
Erfolg beinahe gesichert, als er auf der
Reise nach Rom, sich die Bestätigung des
Papstes zu holen, plötzlich starb. Damit
fielen alle Erfolge wieder ins Nichts zu-
sammen und auch alle späteren Versuche
schlugen fehl.
Von diesem interessanten Manne be-
richtet Rujch, daß er im Jahre 1437 vom
Papst Eugenius IV. zum Kanonikus in Se-
benico ernannt wurde. Diese Nachricht
wird bestätigt durch ein Dokument vom
4. Februar 1449 (Rg- Nr. 60), in dem
Meister Pincino seine Rechte als conduc-
tor introitum prebendae sive canonicatus
ven. viri domini Antonii de Pago canonici
Seb. für drei Jahre verkauft. Palcich mußte
daher Meister Giorgio persönlich kennen.
Es ist daher naheliegend, zu vermuten, daß
durch seine Vermittlung Giorgio bei der
Neugründung der Stadt bedeutende Bauten
von der Gemeinde Pago übertragen er-
hielt, wie sich auch die spätere Betrauung
mit dem Ausbau des bischöflichen Palastes
aus dieser persönlichen Bekanntschaft er-
klärt.
Einen sicheren Anhaltspunkt für die
Dokumente vom Jahre 1449. Das erste vom
18) Libro dell’ administratione della fabbrica della
chiesa di Pago (nicht mehr aufzufinden), zit. von Rujch,
Storia, S. 160.
79) Die diesbezüglichen Bitten an die Signoria und
den päpstlichen Stuhl erzielten jedoch nur die Zuwendung
Fig. 57 Strebepfeiler von S. Rocco in Zara
Bautätigkeit Giorgios in Pago geben zwei
17. Dezember (Rg. Nr. 73) ist die Annullierung
der Abgaben an das Erzbistum Zara für die Vermehrung
der Kleriker und Vergrößerung der Klöster (Ducale vom
13. November 1415) und die Installierung eines Primicerius.
(Bulle Martins V. vom 2, Mai 1427.) Neuerliche Be-
strebungen im Jahre 1430 blieben erfolglos.
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