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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 7.1913

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Frey, Dagobert: Der Dom von Sebenico und sein Baumeister Giorgio Orsini
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https://doi.org/10.11588/diglit.28308#0110
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Dagobert Frey Der Dom von Sebenico und sein Baumeister Giorgio Orsini

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Voluten so stark eingezogen werden, daß sie in die äußere Begrenzungslinie des Werkstückes
fallen, womit die Symmetrie vollkommen gestört ist. Giorgio ging von vornherein auf eine
asymmetrische Komposition aus und versuchte den Schnitt gleichsam durch die Mitte des
Kapitals zu führen und eine solche Form zu wählen, deren Schnitt ein angenehmes Profil
ergibt. Dies erreichte er durch die Anordnung einer Muschel, die im Schnitt ein der alten
hochgezogenen gotischen Hohlkehle ähnliches Profil zeigt. Das Kapitäl ist auch noch dadurch
interessant, daß eine ähnliche Lösung bei einem zweiten Bau in Pago vorkommt.

Fig. 62 Portal des Palazzo del Conte in Pago

Im Jahre 1467 schließt der Prokurator der Pfarrkirche Misolich mit Giorgio einen
Vertrag über die Errichtung einer Familienkapelle in der Klosterkirche S. Margarita, die dem
hl. Nikolaus geweiht wurde82). Meister Giorgio, den wichtige Aufgaben nach Sebenico
riefen, übergibt die Arbeit seinem Schüler Radmillo83). Dieser ahmte das Kapitäl am
Palazzo vescovile als Vorbild seines Meisters verständnislos nach, indem er am Kapitäl
eines vollen Pilasters mit verkröpftem Kämpferprofil seitlich in unsinniger Asymmetrie eine

82) Die Kapelle ist heute noch wohl erhalten; in ihr 83) Vermutlich identisch mit Radmillus Ratcovich

befindet sich die Familiengruft des Geschlechtes der Plavaz de Lesina, der am 27. Juni 1444 (Rg. Nr. 31) im Alter
oder Plagcicli di Missoli, das 1535 erlosch. von 12 Jahren bei Giorgio in die Lehre eintritt.
 
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