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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 7.1913

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Frey, Dagobert: Der Dom von Sebenico und sein Baumeister Giorgio Orsini
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https://doi.org/10.11588/diglit.28308#0111
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8o

Dagobert Frey Der Dora von Sebenico und sein Baumeister Giorgio Orsini

Muschel anordnet (Fig\ 61). Es ist beachtenswert, daß die Profile und die Rosetten hier schon der
Schablone der venezianischen Frührenaissance entsprechen, während der Meister die neuen
Architekturformen individuell und noch im gotischen Geiste umzuformen versucht.

Gleichzeitig führte Giorgio für den Prätor oder Conte Toma Giorgio die Aus-
schmückung des Regierungspalastes durch. Hiervon sind noch einige bedeutende Arbeiten

erhalten; vor allem das Hauptportal, das so-
wohl in der Architektur als in der Plastik eine
der reifsten Arbeiten des Meisters ist (Fig. 62).
Die Architekturformen sind von unglaublicher
Einfachheit und Kraft; ein breites Plättchen
am Sturz, eine abgekantete Platte mit Unter-
glied über dem Fries und eine einfache straffe
Kehle als Archivolt. Der Spitzbogen sitzt nicht
in der vollen Breite des Frieses auf dem Ge-
simse, sondern ist stark zurückgesetzt, wodurch
der Aufbau Leichtigkeit und Eleganz erhält.
Die venezianischen Akrotherien zeigen in der
starken Plastik eine individuelle Behandlung.
Im Tympanon ist das Wappen des Conte mit
der Helmzier in starker Plastik als dominieren-
der Mittelpunkt angebracht, seitlich knabenhafte
Engelgestalten, welche flatternde Bänder halten,
darunter ein leicht geschwungenes Spruchband,
mit der Inschrift:

PRAETORE . THOMA . GEORGIO . CIVITAS . HEC . EQUO .

IURE . FUNCTA . EST . ATRIUM . QUE . HOC . FELICIA .

POSTERIS . INCREMENTA . SUSCEPIT . MCCCCLXVII .

MAII DIE XXV.

Am Fries sind seitlich im Tondo die Wappen der gleichzeitigen Consilierii angebracht,
rechts des Pietro Corner, links des Giovanni Palinetti. In der Mitte der Markuslöwe in
weitausschreitender Stellung, seitlich eine Landfeste und das Meer mit zwei Galeonen in
ganz flachem, weichem Relief, das an eine Wachsplastik erinnert und ganz dem warmem
Ton des dalmatinischen Kalksteines entspricht.

Der schöne Pozzo im Hof ist sicher ebenfalls nach Giorgios Entwurf ausgeführt
(Fig. 63). Auch er trägt das Wappen des Prätors Toma Giorgio und den Markuslöwen. Die
Anordnung der Wappen in einem vollen Lorbeerkranze und die kräftige Plastik steht in
starkem Kontrast zu dem flach reliefierten eurhythmischen Ornament der flatternden Bänder,
die in regelmäßigen Spiralen über den ganzen Pozzo verschlungen sind.

An dem Gebäude erkennt man in der Grundform noch zwei große Fensteröffnungen,
eine gegen den Hof und eine gegen die Piazza, beide jetzt vermauert, mit ornamentiertem
Sturz. Die auf der Platzseite zeigt in den Segmentbogen mit seitlichen großen Rosetten
deutlich einen Frührenaissanceeinfluß, der bei Giorgio fast fremd anmutet. Daß diese
Arbeit der Bauperiode des Meisters angehört, beweist das darüber angebrachte Wappen
desselben Conte in gleicher formaler Durchführung. Ferner ist ihm noch das Seitentor auf
 
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