Dagobert Frey Der Dom von Sebenico und sein Baumeister Giorgio Orsini
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(oder de Capitibus) aus Siena, den erzbischöflichen Stuhl in Ragusa innehatte (1461 bis
1465)98).
Der Brandschaden muß sehr bedeutend gewesen sein. Der Palast war zum großen Teil ein-
gestürzt, so daß der Bau von Grund aus neu aufgeführt werden mußte, wenn auch zum
Teil aus den alten Werkstücken. Bei dieser Gelegenheit wird eine Erweiterung des rück-
wärtigen Traktes, der gegen den Hof liegt, geplant. Da dieser Teil des Bauwerkes von
den anschließenden Befestigungsmauern ganz verbaut ist, lassen sich an ihm die Bauperioden
nicht konstatieren.
Michelozzo leistet dem Rufe bald
Folge und am 27. April werden zwei
Mitglieder des kleinen Rates beauftragt,
mit ihm zu verhandeln und darüber dem
Rate zu referieren. Am 5. Mai wird im
kleinen Rate der Beschluß gefaßt, die
Entwürfe Michelozzos (designum palatij
factum per Magistrum Michelotium) dem
großen Rat nicht vorzulegen, was einer
prinzipiellen Zurückweisung des Projektes
gleichkam. Der Beschluß wurde mit 21
gegen 18 Stimmen angenommen. Eine
Begründung fehlt. Michelozzo, vermut-
lich durch die Brüskierung verletzt, schließt
einige Tage darauf, am 16. Mai, einen
Vertrag auf 6 Monate mit den Herren
von Chios, dem er in 8 Tagen nachzu-
kommen verspricht94). Es ist wohl schon
damit klar bewiesen, daß Michelozzo
keine wie immer gearteten Arbeiten am
Rektorenpalast ausführte. Man sah sich
nun nach einem andern Architekten um
und wandte sich an Meister Giorgio, der sich damals eines weitverbreiteten Rufes erfreute.
Meister Giorgio übernimmt am 23. Juli 1464 für ein jährliches Salär von 600 Ipperi-
peri auf 4 Monate die Bauleitung. Er arbeitet mit zwei „garzoni“, die er auf seine Kosten ent-
lohnt95). Der kurzfristige Vertrag Giorgios, in dem sich das große Mißtrauen und die Vor-
sicht der Stadträte äußert, wird nach seinem Ablauf auf weitere 8 Monate und nach dieser
Zeit auf unbestimmt verlängert. In diesem Beschluß vom 5. Juni 1465 ist Giorgio
das letztemal in Ragusa erwähnt. Im nächsten Jahre 1466 ist er bereits der Berufung des
Bischofs Pulcich nach Pago gefolgt. Ob die Restaurierungsarbeiten im Rektorenpalast
bereits vollendet waren, oder die Bautätigkeit vielleicht infolge der Pest, die am 15. März 1464
ausgebrochen vor, eingestellt werden mußte, oder ob Mißhelligkeiten zwischen dem Rat
und Meister Giorgio den Abbruch veranlaßten, wissen wir nicht. Über Bauarbeiten am
Rektorenpalast nach 1465 fehlen weitere Nachrichten.
93) Degli illustri Toscani stati in diversi terapi a Ra- der abgelehnte Antrag:
gusa, Tomm. Chersa, Padova 1828. 5. Juni 1464. Secunda pars est de dando sibi in dictis
94) Fabriczy, C. v. Michelozzo di Bartolomeo. quatuor mensibus ippos centum et de pluri librarum grossarum
95) Zu den Mitteilungen von Fabriczy zu ergänzen 18 singulo die qua ipse laboravit cum duobus garzonis.
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(oder de Capitibus) aus Siena, den erzbischöflichen Stuhl in Ragusa innehatte (1461 bis
1465)98).
Der Brandschaden muß sehr bedeutend gewesen sein. Der Palast war zum großen Teil ein-
gestürzt, so daß der Bau von Grund aus neu aufgeführt werden mußte, wenn auch zum
Teil aus den alten Werkstücken. Bei dieser Gelegenheit wird eine Erweiterung des rück-
wärtigen Traktes, der gegen den Hof liegt, geplant. Da dieser Teil des Bauwerkes von
den anschließenden Befestigungsmauern ganz verbaut ist, lassen sich an ihm die Bauperioden
nicht konstatieren.
Michelozzo leistet dem Rufe bald
Folge und am 27. April werden zwei
Mitglieder des kleinen Rates beauftragt,
mit ihm zu verhandeln und darüber dem
Rate zu referieren. Am 5. Mai wird im
kleinen Rate der Beschluß gefaßt, die
Entwürfe Michelozzos (designum palatij
factum per Magistrum Michelotium) dem
großen Rat nicht vorzulegen, was einer
prinzipiellen Zurückweisung des Projektes
gleichkam. Der Beschluß wurde mit 21
gegen 18 Stimmen angenommen. Eine
Begründung fehlt. Michelozzo, vermut-
lich durch die Brüskierung verletzt, schließt
einige Tage darauf, am 16. Mai, einen
Vertrag auf 6 Monate mit den Herren
von Chios, dem er in 8 Tagen nachzu-
kommen verspricht94). Es ist wohl schon
damit klar bewiesen, daß Michelozzo
keine wie immer gearteten Arbeiten am
Rektorenpalast ausführte. Man sah sich
nun nach einem andern Architekten um
und wandte sich an Meister Giorgio, der sich damals eines weitverbreiteten Rufes erfreute.
Meister Giorgio übernimmt am 23. Juli 1464 für ein jährliches Salär von 600 Ipperi-
peri auf 4 Monate die Bauleitung. Er arbeitet mit zwei „garzoni“, die er auf seine Kosten ent-
lohnt95). Der kurzfristige Vertrag Giorgios, in dem sich das große Mißtrauen und die Vor-
sicht der Stadträte äußert, wird nach seinem Ablauf auf weitere 8 Monate und nach dieser
Zeit auf unbestimmt verlängert. In diesem Beschluß vom 5. Juni 1465 ist Giorgio
das letztemal in Ragusa erwähnt. Im nächsten Jahre 1466 ist er bereits der Berufung des
Bischofs Pulcich nach Pago gefolgt. Ob die Restaurierungsarbeiten im Rektorenpalast
bereits vollendet waren, oder die Bautätigkeit vielleicht infolge der Pest, die am 15. März 1464
ausgebrochen vor, eingestellt werden mußte, oder ob Mißhelligkeiten zwischen dem Rat
und Meister Giorgio den Abbruch veranlaßten, wissen wir nicht. Über Bauarbeiten am
Rektorenpalast nach 1465 fehlen weitere Nachrichten.
93) Degli illustri Toscani stati in diversi terapi a Ra- der abgelehnte Antrag:
gusa, Tomm. Chersa, Padova 1828. 5. Juni 1464. Secunda pars est de dando sibi in dictis
94) Fabriczy, C. v. Michelozzo di Bartolomeo. quatuor mensibus ippos centum et de pluri librarum grossarum
95) Zu den Mitteilungen von Fabriczy zu ergänzen 18 singulo die qua ipse laboravit cum duobus garzonis.